Oberhausen. Bei einem Spaziergang an der Centro-Promenade entdeckten zwei Oberhausener eine Gans mit kaputtem Flügel. Besorgt informierten sie Tierschutzverein und Centro-Management. Vogelexperte Thorsten Kestner gab Entwarnung: Es handelt sich um einen harmlosen Gendefekt, der auch “Kippflügel“ genannt wird.

Die WAZ-Leser Hannah Langnese und Jan-Magnus Schmidt entdeckten bei einem Spaziergang an der Centro-Promenade eine Gans, mit deren linken Flügel etwas nicht stimmte. „Der Flügel war ganz kaputt“, schrieben sie jetzt an die WAZ-Redaktion.

Das Paar meldete das Tier dem Centro-Management, „in der Hoffnung, dass die mal jemanden kommen lassen würden, der sich die Gans ansieht“. Das Centro-Management reagierte auch. „Sie wollten sich wegen der Gans an einen Tierschutzverein wenden“, erzählten Langnese und Schmidt. Sie schöpften Hoffnung. Doch wann immer sie bei ihren Spaziergängen nach dem Vogel schauten, den sie Johny genannt hatten, war keine Besserung zu sehen. Deshalb schrieb Hannah Langnese schließlich den Tierschutzverein Oberhausen an. „Ich bekam aber nie eine Reaktion, ob meine E-Mail überhaupt einging“, stellte sie enttäuscht fest.

Die Gans hat einen Gendefekt

Zwischenzeitlich verschlechterte sich Johnys Flügel-Zustand. „Auch wenn Johny eine wilde Gans ist, kann man ja trotzdem etwas für ihn tun“, waren Langnese und Schmidt überzeugt. Besonders den nächsten Winter sah das Paar als Bedrohung für Johny. Grundsätzlich sei er aber auch gefährdet, weil er vor Feinden nicht wegfliegen könne und bei der Futtersuche benachteiligt sei.

Weil Hannah Langnese und Jan-Magnus Schmidt keinen Rat mehr wussten, wandten sie sich an die WAZ-Redaktion. Diese schickte die Mail der Beiden mit einem Foto Johnys weiter an Thorsten Kestner, der seit über 30 Jahren die Vogelrettungsstation Paasmühle in Hattingen leitet. Und natürlich wusste Kestner, was mit Johny los ist. Die Gans ist nicht krank, sie hat jedoch einen Gendefekt. Kestner: „Bei Gänsen, Enten und Schwänen zeigt sich bei machen Individuen eine Flügelerkrankung, die als Kippflügel bezeichnet wird.“ Bei den betroffenen Vögeln ist meist ein Flügel in sich verdreht, selten sind es beide.

Der Winter könnte für Johny problematisch werden

Kestner erklärt: „Im Kükenalter kommt es bei den Tieren zu einem Wachstumsproblem: Die Federn und Knochen wachsen normalerweise aufeinander abgestimmt.“ Doch bei Kippflügel-Vögeln wachsen die Federn am Flügel im Vergleich zum Flügelknochen überproportional schnell. Dadurch entsteht die Verkippung.

Trost für die Menschen: „Der Gans geht es ansonsten gut“, sagt Kersten. Besonders wenn sie in Gesellschaft lebe. Was Feinde anginge seien solche Vögel meist besonders pfiffig. Weil der Experte einräumt, dass der Winter für Johny problematisch werden könnte, wollen Langnese und Schmidt „dann mal ab und zu gucken ob Johny genug zu Futtern hat“.