Oberhausen. Wissenswertes rund ums Insektenvolk beim „Tag der Imkerei“ im Kaisergarten. Milbe macht den Tieren das Leben schwer. „Hotels“ im heimischen Garten helfen
Rund vier Wochen ist es her, als ein Bienenschwarm in der Oberhausener City für Aufruhr sorgte: Geschätzte 5000 Bienen hatten sich eine Verkehrsampel an der Kreuzung Mülheimer Straße/Schwartzstraße zur neuen Heimat auserkoren und sorgten für ein unheimliches Summen auf der Straße. Natürlich kam auch dieser Vorfall beim „Tag der Imkerei“ am Sonntag zur Sprache, als Imker Christian Werner im Kaisergarten einen umfassenden Einblick in die Welt der Summer gab.
Stechen nur bei Bedrohung
Gespannt blicken 20 Augenpaare auf den 41-Jährigen, der bei sommerlichen Temperaturen geduldig alle Fragen der interessierten Besucher beantwortete. Als Anschauungsobjekt hatte er eine Bienenkönigin mitgebracht, die er aus der Holzbox hervorholte. „Von Bienen gehen in der Regel keine Gefahren aus“, gibt der 41-Jährige Entwarnung. „Sie stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder ihre Vorräte angegriffen werden.“
Was viele Besucher nicht wissen: Es stechen gar nicht alle Bienen. Nur die Weibchen besitzen einen Stachel. „Die Aufgaben sind im Bienenvolk gut verteilt: Die Weibchen sind die Arbeiterinnen, die Drohnen begatten die Königin, wenn sie fliegt.“
Werner weist auch darauf hin, dass es häufig zu Verwechslungen zwischen Bienen und Wespen kommt. Denn anders als Wespen benötigen Bienen ausschließlich Blütenpollen zur Energie- und Proteinversorgung, zudem ernähren sie sich von Nektar und Ölen. Wespen hingegen haben ein viel breiteres Nahrungsspektrum: „Wespen können sich auch von dem Obstkuchen ernähren, den wir draußen im Garten essen“, sagt der frühere Naturwissenschaftler. Dies geschehe häufig, wenn die Wespen keine andere Nahrung mehr in Blüten finden. „Am aggressivsten werden die Tiere im Spätsommer, ab August.“
Leicht haben es die Insekten also nicht. Nicht nur die Nahrungsquellen in den Stadtgebieten werden rarer, wie Anette Perrey, Leiterin des Tiergeheges im Kaisergarten, bestätigt. In den letzten Jahren bemerkten die Imker ein gehäuftes Wildbienensterben.
Übeltäter: die Varroa-Milbe, die Ende der 70er Jahre von Asien nach Europa eingeschleppt worden war. Die Milbe überträgt einen Flügel-Deformationsvirus. Dies hat in Deutschland dazu geführt, dass 2011 ein Drittel der Honigbienen den Winter nicht überlebten.
Die Besucher des Kaisergartens nahmen eine Menge Wissen von der Veranstaltung mit: „Der Imker konnte so viel erzählen, dass man das alles nicht einmal an einem Tag wiedergeben könnte“, zeigt sich Cogal (48) beeindruckt. „Aber es ist total interessant zu hören, dass Bienen den Honig etwa durch Würgen von sich geben.“
Um dem Aussterben von Wildbienen vorzubeugen, rät Christian Werner, „Insektenhotels“ in den Garten zu bauen, die nicht nur Bienen, sondern auch vielen anderen Arten als Nist- und Überwitterungsschutz dienen.
Auch hilft das richtige Bienenmenü: Frühzeitig können Hobbygärtner durch das Pflanzen von Frühblühern wie Schneeglöckchen oder Krokussen den Bienen Nahrungsquellen zur Verfügung stellen.