Oberhausen. .

Eine Studie, die aufschreckt: Jedes vierte Kind in Oberhausen litt bei seiner Einschulung unter Bewegungsmangel. So steht es im „Kindergesundheitsbericht 2011“. Um dem entgegenzuwirken, versucht die Initiative „Kids aus’em Sitz“ des Vereins Allianz Kindergesundheit, mehr Bewegung in den Kindergartenalltag zu bringen.

Jährlich wird nun ein Programm in zwölf Kindergärten Oberhausens durchgeführt, das die Kinder auf Trab bringen und damit zugleich ihre kognitiven Fähigkeiten stärken soll. „Man wundert sich, wie gut Kinder in diesem Alter schon mit Smartphones umgehen können“, sagt Hans-Werner Stratmann. Der AOK-Regionaldirektor meint: „Generell sitzen Kinder viel zu häufig vor dem Fernseher und dem Computer und toben zu wenig draußen herum.“

Alle KTE im Programm

Deshalb rief er im März 2012 – auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins Allianz Kindergesundheit – das Projekt „Kids aus’em Sitz“ ins Leben. ein Gemeinschaftsprodukt von AOK, dem Kita Zweckverband im Bistum Essen sowie dem Stadtsportbund. Es richtet sich vor allem an Familien aus einkommensschwachen Gegenden. Zudem erfasst es viele Kinder mit Migrationshintergrund. „Aus einer Studie geht hervor, dass Bewegungsmangel besonders in diesen Bevölkerungsschichten auftritt“, sagt Stratmann. Bei der Wahl der Kitas im ersten Jahr habe man deshalb vor allem auf Kindertageseinrichtungen gesetzt, die einen hohen Anteil dieser Einwohnergruppierungen aufweisen. Allerdings sollen nach und nach alle KTE in Oberhausen in den Genuss dieses Programms kommen.

Was Stratmann ein Dorn im Auge ist: „In der Erzieherinnen-Ausbildung wird das Thema Bewegungsförderung kaum beachtet.“ Dabei verweise eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln darauf, dass sogar rund 60 Prozent aller befragten Erzieherinnen aus 236 Kindergärten die Auseinandersetzung damit während ihrer Ausbildung als mangelhaft bis ungenügend empfinden. „Um so nachhaltig wie möglich zu arbeiten, ist es unser Ziel, dass alle KTE die Bewegungsförderung als Leitbild nehmen und jede nachrückende Fachkraft ausreichend schulen“, so Stratmann weiter.

Es macht den Kindern großen Spaß

In den Kindertageseinrichtungen zeigt das Projekt schon erste Erfolge, wie Beatrix Willelmsen , stellvertretende Leiterin der Kindertageseinrichtung St. Clemens berichtet: „Den Kindern hat das Ganze großen Spaß gemacht. Die Hilfskraft hat mit ihnen eine zusätzliche Stunde pro Woche in der Turnhalle oder auf dem Sportplatz verbracht. Einmal haben sie sogar einen Tanz eingeübt.“

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Das begleitende Jahr ist aber seit Beginn der Sommerferien abgelaufen. Willelmsens Fazit: „Wir haben gemerkt, dass wir in Sachen Bewegung zwar bereits sehr gut aufgestellt waren. Aber wir konnten trotzdem einiges verbessern. Beispielsweise haben wir unseren Außenspielplatz erweitert und auch noch neue Spielgeräte gebaut“, so Willelmsen weiter.

Die Initiative„Kids aus’em Sitz“ sieht die Einstellung einer Hilfskraft in den Kindertageseinrichtungen vor. Die Kosten pro Jahr belaufen sich auf rund 20.000 Euro. Für die Laufzeit des Projekts rechnet man mit rund 190.000 Euro.