Oberhausen. Kinder mit Migrationshintergrund leiden überdurchschnittlich häufig unter Übergewicht, nur wenige besuchen Sportvereine. Projekt mit Modellcharakter startet

Kinder mit Migrationshintergrund in Oberhausen leiden überdurchschnittlich häufig an Übergewicht. Zudem sind nur relativ wenige von ihnen Mitglied in einem Sportverein. Mit dem Integrationsrat, dem städtischen Gesundheitsdezernat, dem Stadtsportbund und der Regionalen Arbeitsstelle Zuwanderung (RAA) haben sich nun starke Partner für ein Projekt mit Modellcharakter zusammengetan.

Trainerinnen für das ganze Land

Neben der Ausbildung von Übungsleiterinnen mit Migrationshintergrund startet jetzt darum ein Projekt, das Erzieherinnen gesundes Kochen für muslimische Kinder näher bringen soll. Hintergrund: 17,2 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund haben laut den aktuellsten Zahlen des Kindergesundheitsberichtes mit Übergewicht zu kämpfen, während es bei den Kindern ohne einen solchen Hintergrund nur 9,9 Prozent sind.

„Auch diese Kinder müssen von städtischen Angeboten erreicht werden“, will Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrates, ein generelles Umdenken in der Stadt bewirken.

Als einen ersten Erfolg wertet Telli das Projekt „Integration durch Sport“. Bisher konnten 49 Oberhausenerinnen mit Migrationshintergrund zu Übungsleitern für den Breitensport ausgebildet werden. „24 von ihnen haben darauf aufbauend sogar die nächsthöhere B-Lizenz erworben“, so Telli.

Projekt soll in Präventionskatalog der Krankenkassen

„Wir hoffen, dass dieses Angebot auch in den Präventionskatalog der Krankenkassen insgesamt aufgenommen wird. Dann haben alle Oberhausener die Möglichkeit, an solchen Kursen teilzunehmen - und das Projekt läuft nicht nach ein paar Jahren aus, weil die finanziellen Mittel fehlen“, so Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen über die Kurse zum gesunden Kochen für muslimische Kinder.

Lauxen kennt die Probleme der Kinder mit Migrationshintergrund und arbeitet mit dem Integrationsrat zusammen. „Das ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Die Bereiche Ernährung und Bewegung dürfe man dabei aber nicht getrennt betrachten.

Besonders stolz ist er darauf, dass schon bald zehn der Übungsleiterinnen mit Migrationshintergrund eine Ausbildung als Bewegungstrainerin an der Deutschen Sporthochschule Köln beginnen können – finanziert von der Krankenkasse BKK und dem Land.

Ein Projekt, das so bisher einzigartig ist. „Das Land hat uns darum gebeten, dass diese Frauen später in ganz NRW Projekte umsetzen sollen“, sagt Telli.

Einsatz in verschiedenen Bildungseinrichtungen

Dabei werden die ausgebildeten Übungsleiterinnen nicht nur in Sportvereinen eingesetzt, sondern auch in verschiedenen Bildungseinrichtungen, in Kirchen und Moscheen. „Gerade im offenen Ganztag der Grundschulen ist das ein großer Erfolg, da sie dort direkt in den Kontakt mit den Familien kommen.“ Sie dienen damit als Bindeglied zu den Vereinen.

Und das ist bitter nötig: Nur 22,6 Prozent der Kinder mit einem Migrationshintergrund besuchen in Oberhausen einen Sportverein. Bei den Kindern deutscher Eltern sind es dagegen mit 55,7 Prozent deutlich mehr als die Hälfte.

„Wenn man im Hinterkopf hat, dass inzwischen über 50 Prozent der Neugeborenen in Oberhausen einen Migrationshintergrund haben, darf man davor nicht die Augen verschließen.“ Ansonsten könne es zukünftig noch größere Probleme geben. „Die Kunst ist dabei, kein zusätzliches Geld auszugeben, sondern die bisherigen Mittel ziel- und bedarfsgerecht einzusetzen.“