Oberhausen. .
Kebab, Fladenbrot und Baklava fordern ihren Tribut, unter türkischen Einwanderern ist Diabetes stark verbreitet. Doch gerade diese Patientengruppe erreichen Ärzte und Krankenhäuser nur unzureichend. Ein Grund für die Helios-Klinik St. Elisabeth, zwei türkischsprachige Fachärzte für einen Vortrag in die Osmanlı-Moschee zu schicken.
Dr. Keziban Aydemir und Dr. Aytekin Sancar sind die einzigen beiden Ärzte mit türkischem Migrationshintergrund im St. Elisabeth und sie kennen die eingewanderte Klientel genau. „Viele kommen aus ärmlichen Verhältnissen“, sagt Aydemir, „da war gutes Essen eine Rarität“.
Besonders die über 50-Jährigen von Diabetes betroffen
Nun gelte es, als Zeichen von Wohlstand, im Überfluss zu kochen und zu essen. Besonders bei den über 50-Jährigen führe dies, gepaart mit wenig Bewegung, zu Diabetes. „In der Türkei sind etwa acht Prozent der Bevölkerung betroffen“, sagt Aydemir, „in Deutschland sind es ebenso viele“. Nur unter den Deutschtürken erhöht sich die Zahl auf etwa 13,5 Prozent.“
Das Problem sei, dass viele nicht zum Arzt gingen, weil sie die Sprache unzureichend beherrschten. Und sind sie doch in Behandlung, kommt der Kulturunterschied hinzu. „Die Diabetes-Schulungen sind an deutsche Gewohnheiten ausgerichtet“, sagt Dr. Aytekin Sancar. „Deutsche nehmen ihre Hauptspeise mittags ein, Türken tun dies abends.“
Große Hemmungen bei Darmspiegelungen
Der Leitende Oberarzt der Inneren Medizin und Experte für Darmerkrankungen hat mit weiteren Problemen zu kämpfen. „Es gibt besonders unter Türken große Hemmungen bei Darmspiegelungen.“ Zu Angst und Unwissenheit käme große Scham hinzu. Dabei, so Sancar, seien die Heilungschancen bei Darmkrebs ziemlich gut, „bei vorzeitiger Entdeckung“.
„Wenn der Berg nicht zu dir kommt, gehst du zum Berg“, zitiert Yusuf Giraz ein türkisches Sprichwort. Der Vorsitzende des Integrationsrates hat die Vortragsveranstaltung privat initiiert und zwischen der Moschee an der Brücktorstraße und dem Krankenhaus vermittelt. Nicht zufällig sei ein Freitagnachmittag als Termin gewählt worden.
Hoca des Gotteshauses warb für die Veranstaltung
Traditionell kommen zu diesem Zeitpunkt besonders viele Gläubige zum Gebet in die Moschee, meistens sind es Männer. Und so nahmen etwa 25 Herren und vier Damen Platz in den Reihen, um den Kurzvorträgen zu Diabetes und Darmerkrankungen zu lauschen. Im Anschluss konnten Fragen gestellt werden.
Der Hoca des Gotteshauses hatte in seiner Predigt für die Veranstaltung geworben. „Unser Körper ist von Gott nur geliehen“, erklärte Ismail Turfal die Haltung des Islam zum Thema Gesundheit. „Wir sind verpflichtet, gut für ihn zu sorgen.“
Die Osmanli-Moschee gehört zur Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa. Dem Dachverband türkisch-islamischer Kulturvereine mit Sitz in Köln sind eigenen Angaben zufolge bundesweit 123 Moscheevereine angeschlossen.
Der Oberhausener Vereinsvorsitzende Hidayet Kavasoglu begrüßt das Engagement der Helios-Klinik: „Dies ist auch ein Kulturzentrum. Hier geht es nicht nur ums Beten.“