Oberhausen. . Den meisten Menschen läuft schon ein Schauer über den Rücken, wenn sie nur an krabbelige Insekten denken. Doch die Teilnehmer des Insektenkochkurses im Küchenstudio “Keie“ bekamen von Abenteurer und Koch Dennis Besseler gleich mehrere Mahlzeiten aufgetischt - mit Insekten als Fleischersatz.
„Wenn wir im Krieg wären, würde ich wahrscheinlich lieber sterben, als dass ich so was esse“, sagt Karolina Szewczuk (36) angewidert, als sie die etwas merkwürdig aussehende Nachspeise betrachtet. Vor ihr steht eine weiße Schale mit Mascarponesahne und karamellisierten Grillen - genau jene braun-grüne Langfühlerschrecken, deren Geräusch jede schwüle Sommernacht im Süden ausmacht.
Heute jedoch hat Abenteurer und Koch Dennis Besseler einige von ihnen 60 Minuten lang ins Kühlfach gestopft - zum Sterben. Anschließend wurden sie in einer Pfanne mit gelöstem Zucker schön knusprig gebraten.
Gewisse Ekelgefühle, die die 36-jährige Szewczuk überwältigen, empfinden wohl die meisten: Viele schrecken ja sogar schon beim bloßen Anblick eines Insekts zurück. Diese gliedrigen Tiere auch noch zu essen, erscheint unvorstellbar.
Insektenkochkurs im Küchenstudio "Keie"
Szewczuk nahm am Wochenende am Insektenkochkurs im Oberhausener Küchenstudio „Keie“ teil – ein Jux-Geschenk ihrer Freunde, die genau wissen, dass ihre Karolina eine ausgeprägte Furcht vor Kakerlaken und anderen Krabbeltieren hat. Tapfer steht Szweczuk den Kochkurs heute durch.
Der 36-jährige aus Köln angereiste Besseler hat einige Kochrezepte abgewandelt und mit Insekten als Fleischersatz aufgetischt. Insgesamt 19 Teilnehmer, die den Kurs entweder als Mutprobe ansahen oder ihn freiwillig besuchten, kamen in den Genuss von Gerichten, die man sonst nur aus dem Dschungelcamp kennt: Salat mit Mehlwürmern, Couscous mit frittierten Heuschrecken und die mit Sahne versüßten Grillen - daraus bestand das Drei-Gänge-Menü.
Ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis
Wer seinen Ekel überwindet und eine frittierte Heuschrecke zerbeißt, wird allerdings mit einem außergewöhnlichen Geschmackserlebnis belohnt: Erst gut kauen, denn der Körper und die kleinen Beine sind in der Frittierpfanne sehr knusprig geworden; danach wird der Mund mit einem leckeren nussigen Geschmack ausgefüllt.
Die Teilnehmer sind meist positiv von den kleinen Krabblern überrascht: „Normalerweise bin ich beim Essen richtig pingelig, aber das schmeckt wirklich sehr gut“, sagt Paul Van Der Zwan (32). „Manche Käsesorten schmecken da schlimmer.“ Auch über den Kochkurs allgemein findet er nur lobende Worte: „Kann ich jedem nur empfehlen, schön gemacht und eine lustige Sache.“
"Die Mutprobe habe ich bestanden"
Daniel Schön (29) und Stefan Wingerath (29) haben für den Kurs sogar eine lange Anreise in Kauf genommen: „Wir sind extra aus Trier angereist. Unsere Frauen sind im Centro shoppen, wir Männer sind beim Insektenessen - und wir sind richtig zufrieden“, sagt Schön.
Weniger angetan ist Heinz Kirchmeyer: „Das schreit nicht danach, dass man es ständig macht. Das hätte besser eine Schweineschwarte sein können.“ Der 63-Jährige hat den Kurs von seinen Kindern geschenkt bekommen: „Die Mutprobe habe ich bestanden.“
Insekten haben hohen Nährwertgehalt
Den Grund dafür, dass das Insektenessen für viele eklig erscheint, sieht Besseler in der Erziehung: „Vom Kindesalter an bekommen wir von den Eltern zu hören, ‚Fass das nicht an, Insekten sind ekelig!’ Dabei essen 80 Prozent der Weltbevölkerung regelmäßig Insekten.“
Dass man Europäern mit der Zubereitung von Insekten eine Freude machen könne, „ist doch irgendwie skurril“. Er weist dabei auf den hohen Nährwertgehalt der Tiere hin: Zu 12,9 Prozent bestehen die kleinen Krabbler aus Eiweiß, zu 8,6 Prozent aus Fett und zu 5,1 Prozent aus Kohlenhydraten.
Im Vergleich: 100 Gramm Hackfleisch bestehen zu 22,5 Gramm aus Eiweiß, 14 Gramm Fett und erhalten keine Kohlenhydrate. „Insekten stehen also gut da“, bewertet Besseler.