Oberhausen. .
„Überall ist Taksim, überall ist Widerstand!“ Laut hallte dieser Satz am Samstag immer wieder über den Saporishja-Platz. Etwa 1000 Menschen, teils angereist aus ganz Deutschland, waren dem Aufruf der Alevitischen Gemeinde gefolgt und zeigten sich solidarisch mit den Demonstrationen auf dem Istanbuler Taksim-Platz und in vielen Städten der Türkei.
Diese hatten mit dem Protest gegen die Umgestaltung eines Parks begonnen und waren zu einer Massenbewegung gegen die Regierung des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan angewachsen.
Viele linke Organisationen
„Edi Bese! Yettin Gari! Es reicht!“ Auf Kurdisch, Türkisch und Deutsch waren die Plakattexte formuliert, welche die Teilnehmer, darunter viele Familien mit Kindern und Jugendliche, in die Höhe reckten. „Erdogan = Diktator“ lautete die eindeutige Aussage. Am auffälligsten war die Anzahl der roten Fahnen.
Neben der deutschen Links-Partei, die den Aufruf der Aleviten unterstützt hatte, und der MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) waren auch Logos der türkischen Linken auf Bannern, Flyern und Aufklebern allgegenwärtig, darunter MLKP, (marxistisch-leninistisch-kommunistische Partei), TKIP (Kommunistische Arbeiterpartei der Türkei) und DEV Genc (Föderation der Revolutionären Jugend der Türkei) – alle verboten in der Türkei.
Erdogan bezeichnete Demonstranten als Plünderer
„An alle Capulcu, die sich für Menschenrechte einsetzen“ wandte sich ein Redner der Alevitischen Gemeinde. Mit dem Wort, das im Türkischen Plünderer bedeutet, hatte Erdogan die türkischen Demonstranten bezeichnet. „Schweige nicht, denn wenn du schweigst bist irgendwann du an der Reihe“, skandierte die Menge auf dem Sapo-Platz.
Schon immer seien Minderheiten in der Türkei unterdrückt und zwangsweise assimiliert worden, so der Redner weiter und, in Anspielung auf den Namen, den Erdogan der geplanten dritten Brücke über den Bosporus geben will: „Yavuz Sultan Selim war der Mörder von tausenden von Kurden.“
Serdar Yüksel kritisierte "faschistische Politik"
Der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel kritisierte die „faschistische Politik“ Erdogans und die linke Istanbuler Kult-Band „Grup Yorum“, die einige Stunden später in der Arena auf der Bühne stand, sendete solidarische Grüße an die Protestierer in der Heimat. Dann spielten sie ein kurdisches Lied und die Arbeiter-Hymne „Bella Ciao“. Die Menge tanzte. Trotz scharfer Worte verlief die Kundgebung friedlich, auch zur Freude der Polizei. „Ich habe es nicht anders erwartet“, sagte Volker Serve, Kontaktbeamter für muslimische Organisationen.