Istanbul/New York. Bei den heftigen Protesten gegen die Regierung in der Türkei sind Hunderte Demonstranten festgenommen worden. Trotzdem feierten Samstagabend Tausende Menschen den Rückzug der Polizei vom Taksim-Platz in Istanbul. Sie forderten die Regierung um Recep Tayyip Erdogan zum Rücktritt auf.

Bei den Protesten gegen die islamisch-konservative Regierung sind in der Türkei Hunderte Demonstranten festgenommen worden. Der türkische Innenminister Muammer Güler erklärte, es seien 939 Menschen bei über 90 Demonstrationen in 48 Städten in Haft genommen worden, wie die Onlineausgabe der Zeitung "Hürriyet" in der Nacht zum Sonntag berichtete.

Ein Berater von Ministerpräsident Recep Tayyip Edogan ließ laut "Hürriyet" über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen, dass der Bürgermeister von Istanbul am Sonntag mit Vertretern der Taksim-Gazi-Park- Plattform und der Architektenkammer zu Gesprächen zusammenkommen will, um eine gemeinsame Lösung für den Streit zu sondieren.

Demonstranten feierten Rückzug der Polizei ausgelassen

Nach dem Rückzug der Polizei vom Taksim-Platz in Istanbul haben dort am Samstagabend Tausende Demonstranten ausgelassen gefeiert. Mit Rufen wie "Regierung tritt zurück" und "Wir sind hier, wo bist du?" an Regierungschef Recep Tayyip Erdogan gerichtet, bekräftigten die Menschen auf dem zentralen Platz zugleich ihren Unmut über die Regierung. Unter den Demonstranten waren auch zahlreiche Oppositionspolitiker und Künstler.

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Die Polizei hatte sich am Samstag nach mehrtägiger Konfrontation mit den Demonstranten vom Taksim-Platz zurückgezogen. Tausende Protestteilnehmer rückten daraufhin auf den Platz vor.

Die Protestwelle entzündete sich an der gewaltsamen Räumung eines Protestlagers, mit dem die Zerstörung des Gazi-Parks am Rande des Taksim-Platzes für ein umstrittenes Bauprojekt verhindert werden sollte. Die Kritiker prangern vor allem einen zunehmend konservativen und autoritären Regierungsstil an.

Solidaritäts-Protest für Demonstranten in New York

Hunderte Menschen haben am Samstag in New York ihre Solidarität mit den Demonstranten auf dem Taksim-Platz in Istanbul bekundet. Mit Transparenten, auf denen "Genug" und "Resistanbul" stand, versammelten sich die Demonstranten im Zuccotti-Park nahe der Wall Street.

Viele trugen rote und weiße Kleidungsstücke in Anlehnung an die türkischen Nationalfarben und riefen Parolen gegen die türkische Regierung. Der Zuccotti-Park war das Zentrum des Occupy Wall Street-Protests im Herbst 2011. (afp/dpa)