Oberhausen. .

Einer geht noch? Manches Bierchen werden sich nun auch diejenigen zwei Mal überlegen, die den Weg vom Biergarten nach Hause mit dem Rad zurücklegen. Denn landesweit denkt man darüber nach, die Promillegrenze für Radler von 1,6 auf 1,1 abzusenken. In Oberhausen müssen Radler zudem mit mehr Kontrollen rechnen.

Außerdem geplant: „Höhere Geldbußen für Vergehen im Straßenverkehr“, kündigt Polizeisprecher Axel Deitermann an.

ADFC stimmt Absenkung der Promillegrenze zu

Nach Meinung der Innenministerkonferenz ist die Grenze von 1,6 Promille für Radfahrer unzeitgemäß und viel zu hoch. Flankiert wird sie von Autofahrer-Vereinen wie der Deutschen Verkehrswacht: „Untersuchungen zeigen, dass ab 0,3 Promille sowohl Entfernung als auch Geschwindigkeit eines herannahenden Pkw falsch eingeschätzt werden, dass sich ab 0,5 Promille die Sehleistung vermindert und ab 0,8 die Reaktionszeit verdoppelt“, meint ihr Präsident Kurt Bodewig.

Doch mit der Forderung von 1,1 Promille laufen sie selbst beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) offene Türen ein. Norbert Marißen, Radverkehrspolitischer Referent des ADFC, stimmt einer Absenkung zu: „Alkohol hat beim Radeln nichts verloren. Wir sind aber erstaunt, dass diesem Thema so viel Aufmerksamkeit zuteil wird.“

Zahl der verunglückten Radfahrer leicht angestiegen

Nach Ansicht des Fahrradclubs geht es beim aktuellen Eifer die Grenze zu senken, um ein Problem, das sich fast im Promillebereich abspielt: „Unter den landesweit über 56.000 im Straßenverkehr innerorts verunglückten Personen waren gerade einmal 661 alkoholisierte Radfahrer“, sagt Marißen. Das ist ein Anteil von etwas mehr als einem Prozent. Dabei weise die Statistik nicht einmal aus, wie hoch der Promilleanteil bei ihnen war und ob die alkoholisierten Radler Hauptverursacher der Unfälle waren.

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Auch für Oberhausen weicht die Verkehrsstatistik kaum ab: 2012 stieg die Zahl der verunglückten Radler von 121 auf 132 (9,1 Prozent). Im Verhältnis etwas geringer stiegen die Verkehrsunfälle allgemein von 7227 auf 7252. Der Anteil der Radunfälle macht aber nach wie vor kaum 2 Prozent aus.

Mehr Unfälle unter Alkoholeinwirkung

Es gab unter allen Verkehrsteilnehmern mehr Unfälle unter Alkoholeinwirkung als zuvor (72 Alkoholunfälle, 11 Unfälle unter dem Einfluss illegaler Drogen). Doch nur neun Mal wurden Unfälle durch betrunkene Radler verursacht. Die Alkoholwerte lagen dabei zwischen 0,9 und 3,0 Promille. 2013 gab es übrigens bislang nicht einen einzigen Unfall durch einen alkoholisierten Fahrradfahrer.

Ist das Problem marginal? Norbert Marißen (ADFC) glaubt an ein Ablenkungsmanöver: „Wer sich um die Sicherheit im Straßenverkehr kümmern will, sollte sich stark machen für die Einführung der flächendeckenden Tempo30-Regelung in Ortschaften.“ Doch da blockieren die Auto-Clubs.

Flächendeckende Tempo-30-Regelung gefordert

Spezielle Untersuchungen sollen laut ADFC belegen, dass durch die Einführung von Tempo-30-Zonen die Unfallzahlen drastisch zurückgingen. Die amtliche Statistik in NRW zeige ebenfalls, dass innerorts in NRW bei Tempo 30 nur 2470 Personen verunfallen, wo aber Tempo 50 gefahren werde, liege die Zahl der Unfallopfer bei 15 172.

Der ADFC fordert eine flächendeckende Einführung der Tempo-30-Regelung in der Stadt und beteiligt sich an einer europäischen Unterschriftenaktion: de.30kmh.eu/liebe-verbuendete/unterschriftenlisten-unterstutzungsbekundungen.

Warum in Oberhausen die Wahrscheinlichkeit, durch einen Verkehrsunfall verletzt oder getötet zu werden, geringer ist, als im Landesdurchschnitt, könnte daran liegen: Ca. 75 Prozent der innerstädtischen Straßen gehören laut Verwaltung zu Tempo-30-Zonen.

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