Oberhausen. . Ruben Leopardi gründete sein eigenes Modelabel Getrash. Bei seinen Stoffen bemüht er sich, Baumwolle einzukaufen, die auch noch fair gehandelt wurde.

Der Dresscode für Skateboardfahrer sieht in Los Angeles nicht anders aus als in São Paulo, Kairo – oder Oberhausen: weite, tiefsitzende Hose, flatterndes Shirt, Turnschuhe und Baseballcap oder neuerdings auch Beanie, eine Bommelmütze ohne Bommel. Genau so läuft Ruben Leopardi seit seinem 16. Lebensjahr auch herum, seitdem er auf dem Brett steht. Nur dass ihn ziemlich schnell genervt hat, dass alle in denselben drei Geschäften einkaufen und man ständig Leute im gleichen T-Shirt trifft. Als bekennender Individualist musste er etwas tun, 2011 gründete er sein eigenes Modelabel Getrash.

Der Name ist nicht Programm. Was sich spaßeshalber wie „get trash!“ (nimm Müll!) anhört, ist nur eine Wortspielerei, „ein Anti-Fashion-Logo“, wie Ruben Leopardi es nennt. Dabei stimmt auch das nicht, denn um Mode geht es ja schon, nur um welche, die im Detail aus der Reihe fällt. Natürlich sieht auch die auf www.getrash.de beworbene Kleidung nach lässigem Skate-Chic aus, mit dem kleinen Unterschied, dass (noch) kaum jemand die Sachen kennt und trägt. „Skaten ist ein Lifestyle“, erklärt der 23-Jährige. Und dazu gehöre auch, sich individuell zu kleiden. „Wir wollen eine Alternative zu den gängigen Labels sein.“

„Wir“, das sind vor allem Ruben Leopardi, gebürtiger Velberter mit italienischem Migrationshintergrund und gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann als Kopf des Teams und seine Freundin Pia Schulz, von Beruf Veranstaltungskauffrau und für Buchhaltung und Marketing bei Getrash zuständig. Zusammen haben die beiden im Keller von Leopardis Wohnung an der Lothringer Straße angefangen, haben erst gebatikt und dann per Siebdruck die am Computer gefertigten Vorlagen auf T-Shirts und Mützen gebracht.

Der Traum: ein Shop in Köln

Der Online-Shop wurde immer bekannter und professioneller, vor allem dank Leopardis kreativem Freundeskreis: Einer ist Tätowierer und unterstützt ihn als Designer, eine andere ist Fotografin und bringt die Kollektion ins Bild, ebenso wie der Filmer, mit dem es vor kurzem zum Dreh nach Den Haag ging. Vor der Kamera: Leopardi und seine Freunde. „Wir stecken sehr viel Zeit in die Sache“, sagt der Deutsch-Italiener. Inzwischen haben sie ein kleines Atelier, eigene Gerätschaften, eine Nähmaschine. Ihr Label stellen sie auf Konzerten, bei Messen und Festivals vor, überall, wo die Zielgruppe sich herumtreibt. Noch muss Leopardi fremde Kleidung in einem Skater-Laden im Centro verkaufen, bald jedoch, so hofft er, wird er ein eigenes Geschäft eröffnen. In Köln oder Berlin. Was die Skaterszene betrifft, könne seine Heimatstadt nunmal nicht mithalten: „Leider.“

Wie man Textilien in großem Stil verkauft, hat Ruben Leopardi während seiner Ausbildung in der Titus-Zentrale in Münster gelernt, bei seinem eigenen Label setzt er nicht nur auf Umsatz: Ihm ist wichtig, dass die Sachen auch fair produziert wurden.

Ohne Kinderarbeit sei seine Mode hergestellt, sagt er. Außerdem bemüht er sich, aus Bio-Baumwolle Produziertes einzukaufen, das am besten noch fair gehandelt wurde. Die alternative Szene, oft Vegetarier oder Veganer, achte auf solche Dinge.