Oberhausen. Forscher des Fraunhofer-Instituts in Oberhausen wollen Werkstoffe recyceln, die in Hüttenhalden schlummern. Das Projekt soll Deutschland unabhängiger von Rohstoff-Importen machen. Die Oberhausener Forscher müssen nun Grundlagenarbeit leisten.
Rohstoff-Suche vor der eigenen Haustür: Forscher des Oberhausener Fraunhofer-Instituts Umsicht wollen künftig Wertstoffe recyceln, die in Hüttenhalden schlummern – von Eisen und Chrom bis hin zu „Seltenen Erden“ für Hightech-Produkte wie Handys und Hybridautos. Noch werden diese heimischen Bodenschätze kaum genutzt – dabei könnten sie helfen, die Abhängigkeit Deutschlands von Rohstoff-Importen zu senken. „Wir wollen jetzt herausfinden, wo solche Halden liegen, welche Wertstoffe überhaupt enthalten sind und wie man sie wiedergewinnen kann“, erklärt Projektkoordinator Michael Jandewerth.
Die Forscher müssen von Grund auf starten. „Bisher fehlt schlicht und einfach noch die Wissensbasis“, sagt Jandewerth. Wo gibt es welchen Rohstoff, in welcher Qualität und in welcher Menge? „Man hat da zwar ein Gefühl, aber keine echte Ahnung.“
Interaktive Karte
Deshalb erstellen die Oberhausener Forscher zunächst ein sogenanntes „Ressourcenkataster“: Auf oberster Ebene eine Art interaktive Deutschlandkarte. „Ein bisschen wie bei Google Maps. Die vielen kleinen Punkte auf der Karte zeigen dann aber nicht den nächsten Zoo oder das nächste Naturschutzgebiet, sondern eben alle Halden des Landes“, erklärt Jandewerth. In den Ebenen darunter versteckt sich allerlei Expertenwissen zu den einzelnen Halden – Informationen zu den abgelagerten Metallen, Ergebnisse von Stoff-Proben oder detaillierte 3D-Bilder der Halden.
Dafür durchstöbern die Forscher nicht nur allerlei Datenarchive, sondern entwickeln auch Strategien, wie man über „Fernerkundung“ mit Radarbildern, Infrarot- oder UV-Sensoren und Luftbildern Informationen über den Rohstoffgehalt in den Halden sammeln kann. „Später geht es dann darum: Wie kann ich die Stoffe denn überhaupt zurückgewinnen?“, erklärt Forscherin Asja Mrotzek.
Starke Rolle Chinas
„Mit dem Ressourcenkataster geben wir der Regierung ein Werkzeug an die Hand, um abschätzen zu können, wo in Deutschland noch welche Rohstoffe liegen“, beschreibt Mrotzek das Ziel. Die Metalle, die in Stäuben, Schlämmen, Schlacken und anderen Überbleibseln aus der Stahl- und Roheisenindustrie stecken, hätten für Deutschland einen enormen Wert – sie könnten die extreme Abhängigkeit von Rohstoff-Importen senken.
Etwa von raren Metallen wie den „Seltenen Erden“, die heute für Hightech-Produkte unverzichtbar sind. Touchscreens von Smartphones, Flachbildfernseher, Batterien für Elektro-Autos, Hochleistungsmagneten für Offshore-Windparks – je moderner die Technik, desto breiter die Palette an metallischen Rohstoffen. Hauptlieferanten waren lange Zeit China und Australien – doch Zölle und Beschränkungen für den Export von „Seltenen Erden“ haben die massive Einfuhr gedämpft. „Da haben dann auch die westlichen Industrien gemerkt, wie abhängig sie sind“, so Mrotzek.
Komplett unabhängig von Rohstoff-Importen würden wir zwar wohl nie sein. „Aber wenn man so allein Preisschwankungen abpuffern kann, ist schon viel getan.“