Oberhausen. 21-jährige Arzthelferin wird für ihre mutige Festnahme einer Räuberin mit Lobeshymnen überhäuft. Doch es gibt auch Zweifel: Viele fürchten, dass Zivilcourage zur Eigengefährdung führt

Die Oberhausener Polizei hofft bei der Suche nach dem mysteriösen Reifen aufschlitzenden BMX-Fahrer auf die Alstadener Bürger – und verteilte am Donnerstag entsprechende Such-Flugblätter. Aufmerksame Anwohner sind für die Polizei entscheidend, um erfolgreich Kriminelle dingfest zu machen.

Noch dankbarer sind Polizisten und vor allem Opfer, wenn Bürger aktiv in akuten Situationen eingreifen – und per Notruf 110 Details zu Täter und Tathergang schildern. Derzeit erhält die resolute 21-jährige Arzthelferin, im Kampfsport trainiert, viel Beifall von allen Seiten, weil sie eine flüchtende Räuberin verfolgte und festhielt. Ob Bekannte, Patienten der Praxis an der Alstadener Straße oder wildfremde Bürger – sie alle singen per Internet Lobeshymnen.

Wie soll man aktiv eingreifen?

„Oberhausen hat noch Helden. Klasse Aktion“, schreibt Stefan Mallmann auf der Facebook-Seite von „Radio Oberhausen“. Und Kevin Schmitz meint: „Wenn ich die Chance hätte, jemandem in so einer Notlage zu helfen, würde ich das auch tun. Ich finde das sehr tapfer.“

„Tolle Zivilcourage, meine Hochachtung vor der jungen Frau“, schreibt ein WAZ-Leser mit dem Pseudonym „putti“ auf der Oberhausener WAZ-Internet-Seite. „Dank an das Mädel! Würde vorschlagen, dass sie eine Kandidatin für den XY-Ungelöst-Preis ist!“, schreibt Xavinia.

Bedenken wegen Zivilcourage

Es gibt aber auch Zweifel daran, ob es sinnvoll ist, selbst zur Tat zu schreiten und als Hilfs-Sheriff aufzutreten. „Persönlich hätte ich Bedenken gehabt, ob man als Zivilist einen Tatverdächtigen unter Gegenwehr festhalten darf. Was wenn es der Falsche ist und ich nur in gutem Glauben gehandelt habe?“, schreibt „Knovnika“.

Und „egal1“ befürchtet eigene Verletzungen bei solch einem Einsatz: „Schön, dass es so ausgegangen ist, und nicht: Und dann zückte die 19-Jährige eine Waffe, schoss und entkam. Denn das hätte leider auch passieren können.“

Besser nur beobachten und die 110 wählen

Tatsächlich empfiehlt Kriminaldirektor Uwe Mainz allen Bürgern, Täter nur zu beobachten und den Polizei-Profis unter Notruf 110 genaue Hinweise zu geben, um sich nicht selbst zu gefährden.

„Es ist leider so, dass Zivilcourage schlimm enden kann und dass dies viele Menschen abschreckt, selbst einzuschreiten“, schreibt Ursula Hagen an Radio Oberhausen. Trotz dieser Gefahren meint Julian Bolte: „Schlimm ist es, wenn zig Leute daneben stehen und fröhlich gaffen oder noch ein Filmchen mit dem Handy drehen anstatt die Polizei zu rufen. Ich denke, dass jeder in der Lage ist, die 110 zu wählen. Das ist das Mindeste, was man tun sollte!“