Oberhausen. . In Oberhausen gibt es mehr als 600 Blinde und Menschen mit Sehbehinderungen. Die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins fühlen sich allein gelassen. So gebe es in punkto Augenkrankheiten nur eine unzureichende Aufklärung durch die Ärzte. Hilfsmittel würden von den Kassen wegen fehlender Verordnungen nicht bezahlt.

Ärzte verweigern die Verordnung von Hilfsmitteln, Optiker kassieren für das Vorführen von Lesegeräten satte Zusatzgebühren. Die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins erheben schwere Vorwürfe. „Wenn wir uns nicht helfen, hilft uns keiner“, sagt der erste Vorsitzende Jens Vollweiter. Für eine bessere Beratung Betroffener eröffnete der Verein im Februar in Osterfeld ein Büro. Doch weil in Aussicht gestellte Sponsorengelder nicht kamen, steht die Einrichtung schon wieder vor dem Aus.

„Wenn man etwas an den Augen hat, geht man zum Augenarzt – doch viele Mediziner teilen ihren Patienten nur die Diagnose mit, klären über die Krankheit kaum auf“, weiß Vereinssprecherin Birgitt Weigmann. Gehe es dann um Hilfsmittel, die den mehr als 600 Betroffenen in Oberhausen das Leben erleichtern könnten, spräche so mancher Arzt nur eine Empfehlung aus.

Oberhausener Mitglieder zogen vor das Bundessozialgericht

„Wir hatten schon Mitglieder, die bis vors Bundessozialgericht gezogen sind, weil ihre Krankenkasse die Kostenübernahme verweigerte“, berichtet Jens Vollweiter. Die Kasse habe schließlich Recht erhalten, denn: „Für eine Empfehlung muss sie gar nicht zahlen!“ Der Arzt hätte eine Verordnung ausstellen müssen. „Viele machen das nicht, weil sie denken, dass das von ihrem Budget abgeht – was bei Hilfsmitteln jedoch gar nicht der Fall ist.“

Aber selbst, wenn Betroffene eine Verordnung erhalten hätten, seien sie nicht auf der sicheren Seite. „Viele Kassen lehnen auch dann erst einmal ab“, hat Birgitt Weigmann erfahren. Heute weiß sie: „Es gibt eine Hilfsmittelliste, in der genau steht, welchen Anteil die Kasse, welchen der Rentenversicherer und welchen der Versicherte tragen muss.“

Hilfsmittelliste liegt im Vereinsbüro aus

Natürlich liegt diese Liste im Vereinsbüro an der Bottroper Straße 194 (Hinterhof) aus. Genauso wie umfangreiches Informationsmaterial über die meisten Augenerkrankungen. „Außerdem geben wir Tipps, welche Ärzte und Optiker zu empfehlen sind und führen Hilfsmittel wie Bildschirmlesegeräte, Vorlesegeräte, Lupen oder spezielle MP3-Player für Sehbehinderte vor“, erläutert Vollweiter. Und dies alles natürlich kostenlos. „Einige Optiker kassieren dafür 40 Euro, wie unsere Mitglieder erleben mussten“, kritisiert Weigmann.

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Sie weist außerdem darauf hin: „Ein Mobilitätstraining mit dem Blindenstock steht auch Menschen mit einer eingeschränkten Sehfähigkeit zu.“ 15 Stunden müsse die Kasse übernehmen. „Das ist wenig, aber besser als nichts.“

Für alle strittigen Fälle bietet der Verein inzwischen auch eine Rechtsberatung bei einer Fachanwältin an – noch in seinem Büro, das der Verein in Eigenleistung auf die Beine stellte.