Oberhausen.
Mit einem feinen Zischgeräusch strömt die Farbe aus der Dose und verwandelt die vorher noch ziemlich eintönige Wand in eine Explosion der Farben. Für Graffiti-Freunde ist kahles Gestein eine Leinwand. Wie aus dem Nichts entstehen mit Lackfarbe Gesichter, Landschaften und Szenerien.
Ein Bild mit Seltenheitswert: Denn Flächen, sprich Wände, für die Sprüher-Szene sind nicht nur in Oberhausen, sondern in der gesamten Region Mangelware.
Marten Dalimot ist so etwas wie ein Star der Szene. Regelmäßig gibt der Experte sein Wissen über die Akrobatik mit den Sprühdosen an junge Szene-Neulinge weiter. Sein guter Ruf ist auch bei Streetworkern und Trägern für besondere Jugend-Projekte nicht ungehört geblieben. Neben Workshops im westlichen Ruhrgebiet stand er am Samstag beim Graffiti-Contest von Theater und Druckluft neben und vor der Wand.
Gewinner dürfen Wand am Theater gestalten
Gut 20 junge Leute haben sich hier versammelt. „Das ist eine sehr gute Zahl“, sagt Sabine Kranz vom Theater Oberhausen. Mit dem Wettbewerb sucht die Spielstätte einen Zugang zum jungen Publikum. Zudem ist das Stück „Tschick“ quasi der Türöffner. Es ist ein Jugendroman von Wolfgang Herrendorf, der im Theater inszeniert wird und in dem ein roter Lada eine besondere Rolle spielt.
Seine abnehmbare Außenfassade ist vom „Sprüh-Personal“ fachgemäß gestaltet worden. Auch für die Teilnehmer des Graffiti-Contest soll sich das Auftragen lohnen. Sabine Kranz: „Die Gewinner werden eine Wand am Eingang zum Malersaal gestalten.“
Oft mit Schmierereien verwechselt
Immerhin, ein Ort, der jungen Sprayern die Gelegenheit gibt, sich mit ihrer Kunst auszutoben. Selbstverständlich ist das lange nicht.
„Die erste Frage, die ich gestellt bekomme, ist meistens: Hast du schon mal illegal gesprüht?“, erzählt Marten Dalimot. Tatsächlich wird Graffiti in der öffentlichen Wahrnehmung oft mit „wilden Sprühen“ an öffentlichen Gebäuden gleichgesetzt, oftmals auch mit Schmierereien und Abkürzungen („Tags“), die mit der Kunstform Graffiti nichts zu tun haben.
Workshops in den Sommerferien
„Es fehlen in der Region geeignete Orte, an denen legal gesprüht werden darf“, sagt Marten Dalimot. In Oberhausen ist das Druckluft eine Oase für Graffiti-Freunde. An ausgesuchten Wänden ist das Sprühen erlaubt. So wechselt das Druckluft von Zeit zu Zeit sein „Make-up“ mit bunten Ideen.
Hier finden auch regelmäßig Workshops statt, der nächste im Rahmen des „Action Guide“ für junge Leute zwischen zwölf und 16 Jahren in den Sommerferien.