Oberhausen.

Die Gründungsmitglieder des Vereins Druckluft e.V. werden ihren Augen nicht trauen, wenn sie heute, nach über 30 Jahren, zu dem Haus zurückkehren, das sie als Jugendliche Am Förderturm 27 zu ihrem Kulturzentrum ausbauten. Sie nähern sich dem einladend wirkenden vorderen Gebäudetrakt durch einen ansprechend gestalteten Außenbereich mit Gartenterrasse.

„Das inhaltlich Neue erforderte bauliche Maßnahmen“

Verflogen sind Tristesse und Schmuddeligkeit, geblieben ist „das Druckluft-Alleinstellungsmerkmal des einzigen Hauses in unserer Stadt mit ständig wechselnder Fassadengestaltung“, wie es Jugendamtsleiter Hans-Georg Poß ausdrückt. Graffitis, wo das Auge hinschaut. Da passt es, wenn Oberbürgermeister Klaus Wehling zur Feier des Abschlusses der Umbauarbeiten zur Farbdose greift und ein von ihm persönlich gesprühtes Zeichen setzt, als Ausdruck seiner Sympathie für kreative Jugendkultur.

Die Geschichte dieses äußerst gelungenen Umbaues ist lang. Sie begann 2005 mit einer Bürgerumfrage in Lirich, die zu dem Ergebnis kam, dass Jugendangebote im Stadtteil fehlten. „Das war die Initialzündung“, so der Oberbürgermeister. Es folgte ein Diskussionsprozess, der 2006 in einer Konzeption moderner Jugend- und Kulturarbeit mündete. „Das inhaltlich Neue erforderte bauliche Maßnahmen“, sagt Uwe Wilzewski vom Stadtteilbüro Lirich, ohne dessen Engagement, das betonen alle Beteiligten, das Projekt nicht hätte realisiert werden können. Dass die Bezirksregierung zustimmte, spricht für die die Überzeugungskraft des Konzepts.

„Abenteuerliches, spannendes und erkenntnisreiches Unterfangen“

20 Prozent Eigenanteil des 1,8 Millionen teuren Umbaues zu stemmen war „ein finanzieller Kraftakt bei leeren Kassen“, betont Klaus Wehling. Der Löwenanteil kam vom Bund aus einem Fördertopf namens „Wir setzen Zeichen“. Wehling bedankt sich „bei allen, die auf verschiedenen Ebenen Druck gemacht haben“ und das sind in diesem Fall eine ganze Menge, denn Geld aufzutreiben war nicht die einzige Problematik.

So erfolgte der Umbau bei laufendem Betrieb und entpuppte sich als „abenteuerliches, spannendes und erkenntnisreiches Unterfangen“, wie Christoph Kaiser, Sprecher der Hausleitung, verrät. Programm und Öffnungszeiten während der 16-monatigen Bauphase aufrecht zu erhalten, habe „an die Grenzen des Machbaren geführt“. Es gebe aber bereits Anzeichen für den Erfolg: „Die Publikumszahlen steigen wieder.“

Verwandlung der alten Werkstätten in ein neues Café

Es sei wichtig gewesen, die Sache so hinzubekommen, dass die Räume eine moderne Jugendarbeit zulassen, die Jugendlichen sich aber trotzdem weiterhin wohlfühlten. Voller Sorge hätten einige junge Leute sich erkundigt, ob denn auch weiterhin gesprüht werden dürfe. Die Antwort: „Ja. Aber nicht überall, denn Holzwände atmen unter Farbe schlecht.“

Zentrales Element des Umbaues ist die Verwandlung der alten Werkstätten in ein neues Café mit Theke und Bühne. Im Verbindungstrakt zwischen Veranstaltungshalle und Café wurden Toiletten installiert, so dass die Containerlösung endlich Vergangenheit ist. Trotz der Modernisierung ist dem Architekten gelungen, den Garagencharakter des Gebäudes zu erhalten. Wer am eher düsteren Wohlfühl-Ambiente der 80er Jahre hängt, findet es noch im Jugendcafé hinten.

Auch energetisch setzt der Umbau Zeichen: Die moderne Heizung ist in der Lage, die Heizkosten um rund ein Drittel zu senken.