Oberhausen. Immer häufiger sehen sich Oberhausener Busfahrer Beleidigungen in ihrem Job ausgesetzt. Schon jetzt haben Stoag-Busfahrer halb so viele Zwischenfälle gemeldet wie im ganzen Jahr 2012. Im Vergleich zu früher fangen Fahrgäste heute schon bei kleinen Anlässen an heftig loszupoltern.
Die Zahl der Beschimpfungen, Pöbeleien und Beleidigungen gegen Busfahrer des Oberhausener Nahverkehrsunternehmens Stoag hat deutlich zugenommen. Bereits acht Fälle verbaler Ausbrüche von Fahrgästen und sogar eine tätliche Attacke weisen die Leitstellenberichte seit Jahresbeginn auf. Das sind schon jetzt halb so viele wie im ganzen Jahr 2012 gemeldet wurden.
Enthemmtes Meckern dank Alkohol
Die Hemmschwelle, schon bei kleinen Anlässen direkt und heftig loszupoltern, ist nach Beobachtung der Busfahrer im Vergleich zu früheren Zeiten stark gesunken. Und dabei wandern längst nicht alle wilden Sprüche der Buskunden ins Protokoll. „Ob ein Fahrer etwas meldet, ist eine Sache des individuellen Typs, der Tagesform und natürlich der Schwere der Beleidigungen“, gibt Stoag-Sprecherin Sabine Müller Auskunft. Manchem ist es schlichtweg zu aufwendig, jede Stichelei festzuhalten. Doch es gibt sie.
Zwar sorgen auch Kameras als Standardausstattung in den Bussen dafür, dass das Busfahren für Kunden sicherer geworden ist und es selten zu Streitereien zwischen Fahrgästen kommt. Dagegen bedürfe es für manche Kunden offenbar nur einer Kleinigkeit, um dem Fahrer „Nettigkeiten“ an den Kopf zu werfen, meint Müller. Ein typischer Anlass sei die Aufforderung, das Ticket vorzuzeigen. Obwohl das Pflicht des Kunden ist und der Fahrer kontrollieren muss, gibt es hier immer wieder großen Unmut. Auch Alkohol sorge für enthemmtes Meckern, die meisten Vorfälle passierten am Freitagabend und am Wochenende.
Stress durch die Stoag selbst?
Doch was tragen Einsparungen im Liniennetz, Unpünktlichkeit und volle Busse als Stressfaktoren dazu bei, dass sich mancher Gast zum HB-Männchen wandelt? Wenig, glaubt zumindest Müller: „Unsere Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ist eher gestiegen. Wir bieten mehr Service an wie etwa das Pünktlichkeitsversprechen.“ Die Sprecherin sieht in den spontanen Verbalentgleisungen auf Busstrecken eher ein allgemein gesellschaftliches Phänomen, „auch Politessen und Ordnungskräfte sind davon betroffen“.
Mit freiwilligen Deeskalationsseminaren, aber auch mit praktischen Schutzmaßnahmen wie „Ohrenscheiben“ hinter dem Fahrer, will die Stoag den Attacken begegnen.
Alarmierend ist die Zahl der Vorfälle allerdings nicht. Angesichts von 38 Millionen Fahrgästen im Jahr seien die Auffälligkeiten doch gering, meint die Sprecherin. Unnötig sind sie dennoch.