Oberhausen. .

Sie begleiten Schwerstkranke und behinderte Menschen im Alltag, sie helfen lernschwachen Schülern bei den Hausaufgaben und lesen im Kindergarten vor – und das alles ohne einen Cent zu verlangen. Mehrere hundert Bürger in Oberhausen engagieren sich mindestens 250 Stunden im Jahr in einem Ehrenamt. Und meist dort, wo sich Kommune und Staat mit Leistungen zurückziehen. Jetzt will die Stadt diese unentgeltliche Arbeit stärker würdigen: mit der Ehrenamtskarte Nordrhein-Westfalen.

Das Projekt muss zwar noch vom Rat der Stadt am 29. April beschlossen werden, doch der Beschluss gilt als sicher. Funktionieren soll sie wie eine Rabattkarte und dem Besitzer Vergünstigungen bei verschiedenen städtischen aber auch privaten Einrichtungen gewähren. Wer die im Goldton gestaltete Karte etwa im LVR-Industriemuseum vorzeigt, erhält den Eintritt für die Hälfte. In manchen Restaurants gibt es zehn Prozent auf alle Speisen und Getränke, in beteiligten Kinos zahlen Ehrenamtler 1,50 Euro weniger auf den Kartenpreis.

Verstärkt Firmen anwerben

Die Karte ist landesweit bereits in 173 Städten gültig, denn hinter der Ehrenamtskarte steht die Landesregierung Nordrhein-Westfalens. Sie unterstützt die Kommunen mit Werbung für Unternehmen, die sich beteiligen wollen, aber auch mit moderaten Fördergeldern an die Stadt von etwa 3000 Euro sowie den „Goldkarten“, die kostenlos bereit gestellt werden.

Auch wenn aufgrund des noch ausstehenden Ratsbeschlusses bisher nur wenige Oberhausener Unternehmen solche Vergünstigungen anbieten: Für Oberhausener Ehrenamtler kann sich die Karte durchaus lohnen, wenn sie in Nachbarstädten unterwegs sind. Nach dem Beschluss will das Büro für Chancengleichheit zudem verstärkt städtische Firmen und Einrichtungen für die Ehrenamtskarte anwerben.

Kostenlose Werbung als Anreiz

Anreize für Firmen sieht Bereichsleiter Andreas Stahl in der kostenlosen Werbung über das Internet, auf Flyern und Aufklebern, mit der eine Firma ihre Beteiligung anpreisen kann. Zudem, glaubt Stahl, erschließe sich das Unternehmen mit der Ehrenamtskarte womöglich neue Kundenkreise.

Wie viele Ehrenamtler es in der Stadt derzeit gibt, und wie viele die Karte nutzen werden, kann Andreas Stahl nicht sagen, er rechnet jedoch mit einigen hundert. Vergleichswerte gibt es schon: In der Nachbarstadt Mülheim sind es bisher 251, in Gelsenkirchen immerhin 347.

Wer die Karte beantragen möchte, muss allerdings bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehört, mindestens 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich zu arbeiten, und nicht etwa pauschale Aufwandsentschädigungen dafür zu beziehen. Zudem muss man mindestens für ein Jahr bereits ehrenamtlich engagiert sein.