Das Büro für Chancengleichheit ist stets auf der Suche nach Menschen, die ehrenamtlich helfen wollen. Kim Wiesel findet für jeden das passende Angebot – und die WAZ hilft ab sofort mit.
Es gibt Jahre im Leben, da rennt einem die Zeit davon. Ausbildung, Beruf, Familie lassen wenig Raum für anderes. Freunde, Feiern und Ferien sind wichtig. Und dann ist irgendwann plötzlich alles anders. Ruhe kehrt ein – und der Gedanke: Ich könnte etwas für andere tun. An dieser Stelle kommt Kim Wiesel ins Spiel. Seit Ende 2011 vermittelt sie im städtischen Büro für Chancengleichheit Möglichkeiten für ehrenamtliches Engagement. Und hat damit schon einige Menschen glücklich gemacht.
Jeder hat etwas zu Geben
„Was habt ihr denn so?“ laute eine oft gestellte Frage von Besuchern und Anrufern in der Kulturvilla an der Schwartzstraße. Doch laut Vermittlungsexpertin Kim Wiesel sollte die Frage besser lauten: Was möchte ich denn so? Denn ganz so einfach sei es nicht, das passende Ehrenamt für einen Interessenten zu finden. „Nicht einfach, aber auch nicht unmöglich“, sagt die Diplom-Verwaltungswirtin, die ihre Aufgabe äußerst ernst nimmt. „Ich mache immer individuelle Termine und setze mich eine bis anderthalb Stunden mit den Menschen zusammen.“
Zunächst fragt Wiesel per Fragebogen die wichtigsten Daten ab: Alter, Wohnort, Beruf, Hobbys, praktische Fertigkeiten. Bei letzteren seien viele ratlos: „Die sagen dann, sie könnten nichts. Wenn ich frage, ob sie stricken, kochen oder backen heißt es ,Ach so, klar kann ich das’.“ Sie muss aus jedem herauskitzeln, was er kann, vor allem: was er sich zutraut.
Im nächsten Schritt geht’s um ein mögliches Einsatzgebiet: Alte, Behinderte, Kinder, Integration. Und darum, wie viel Zeit der Ehrenamtler aufwenden möchte. „Bei den meisten Ehrenämtern muss man psychisch belastbar sein“, sagt Wiesel, die mit Fingerspitzengefühl die passenden Angebote aus ihrem Fundus herausfischt. Im Gespräch stelle sie manchmal auch eine zweifelhafte Motivation fest. „Man muss ja was tun“, heiße es hin und wieder. Andere stellten fest, dass sie bereits ein Leben lang ehrenamtlich unterwegs sind: im Elternverein, im Kindergarten, in der Kirchengemeinde.
60 Männer und Frauen bewarben sich 2012 bei Kim Wiesel um ein Ehrenamt, für die Hälfte von ihnen konnte sie etwas Passendes finden. „Das Potenzial ist viel größer“, glaubt sie und setzt deshalb auf die künftige Kooperation mit unserer Zeitung, in der ab sofort auf konkrete Ehrenamtsgesuche aufmerksam gemacht wird.
Die beste Werbung fürs Ehrenamt ist Wiesel dabei selbst. Sie gibt Berufserfahrungen im Mentorenprojekt „Big Brothers – Big Sisters“ weiter und sagt: „Ich lerne mindestens genauso viel wie das Mädchen, das ich betreue.“