Oberhausen.
Die Bedeutung der Kirchen im Alltag der Bürger nimmt auf den ersten Blick seit Jahrzehnten ab: Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, noch viel mehr Menschen nehmen an den Gottesdiensten nicht mehr teil.
Doch wie sehr die Kirche als Institution, als Markenzeichen im Stadtviertel, als politischer Akteur im Stadtleben, als Helfer für Notleidende im Bewusstsein selbst derjenigen steckt, die meinen, mit dieser Kirche nichts mehr zu tun zu haben, fällt dann auf, wenn eine Kirche abgerissen oder umgewidmet wird.
Plötzlich sind sehr viele Menschen traurig darüber, dass in der Kirche kein religiöses Leben mehr stattfindet. Ihnen wird abrupt klar, dass Stadtviertel mit dem Rückzug der Kirchen ihren Lebensmittelpunkt verlieren. Denn vielfach sind es die Gemeinden vor Ort, die in unserer immer stärker auseinander fallenden Gesellschaft das einzige Lagerfeuer entzünden, an dem sich die Dorf- und Stadtteilgemeinschaft zusammenfindet: Die Chöre, die Pfadfinder, die Messdiener, die Schützen, die Lesefans, die Karnevalsjecken, die jungen Kommunionskinder und Konfirmanden.
Wertvolle soziale Dienste
Hinzu kommen die wertvollen sozialen Dienste, vom Kindergarten über die Kliniken bis hin zur Drogenberatung, auch wenn sie überwiegend staatlich bezahlt werden. Erst durch das Engagement der Christen hier werden die Kirchen auch vielen Nicht-Christen sympathisch, unabhängig davon, was in Rom oder in den Synoden passiert.
In beiden Kirchen gibt es leider derzeit eine Tendenz, sich auf den Kern des Glaubens zurückzuziehen: Lieber wenige Erzgläubige als viele Vielleichtgläubige. Dieser Rückzug birgt eine große Gefahr – für die Städte, aber auch für die Kirchen selbst: Wer sich nicht mehr als Teil der breiten Gesellschaft versteht, würde noch schneller Akzeptanz verlieren. Und in den Vierteln ginge ein wichtiger Anker für Lebensqualität und Gemeinschaft verloren.