Oberhausen. .
Wenn Günter Reinbach von seinem E-Book erzählt, leuchten seine Augen. Begeistert berichtet er, dass er unlängst Darwin im englischen Original gelesen hat: „Im Moment lese ich das neueste Buch unseres Papstes“, verrät er. Das ist zum Teil aus Spaß an der Freude, zum Teil aber auch berufsbedingt. Günter Reinbach hat sein goldenes Priesterjubiläum gefeiert.
Der gebürtige Bochumer kennt Oberhausen seit 26 Jahren, war als Pfarrer in der Gemeinde Herz-Jesu am Altmarkt daheim. Inzwischen - als Rentner - ist er in den Oberhausener Norden gezogen und fühlt sich als Mitglied der Gemeinde Liebfrauen „pudelwohl“.
Schon als Jugendlicher kam ihm die Idee, seine berufliche Laufbahn in der Kirche zu suchen: „Ich war in einem religiös ausgerichteten Jugendbund aktiv.“ Die Familie reagierte gelassen: „Du kannst ruhig in die Kirche gehen, da lernst du nichts Schlechtes.“ Dass es dann aber gerade für seine Familie schwer wurde, mit seinem Beruf zu leben, verschweigt der 75-Jährige nicht: „Sie mussten auch mit meinem Zölibat leben und damit, dass sie von ihrem einzigen Kind nie Enkelkinder bekommen werden.“
Sein Theologiestudium führte ihn nach Paderborn, wo er das Theologikum machte - heute dem Diplom vergleichbar. In Erinnerung ist ihm vor allem seine Zeit in Innsbruck: „Ich war dort während meines Freisemesters und habe Koryphäen wie Karl Rahmer und Jungmann gehört.“
Jugendarbeit aufgebaut
Während seiner gesamten Laufbahn war Reinbach der Kontakt zu jungen Leuten wichtig. Während seiner ersten Anstellung in Duisburg-Ruhrort baute er die Jugendarbeit auf. „Ich habe dort zum ersten Mal mit den Jugendlichen Rad-Wallfahrten gemacht. Bei der ersten gab es 30 Platten“, lacht der 75-Jährige und erinnert sich: „Die Jungen hatten nur eine Auflage: Es gab bei diesen Wallfahrten eine Messe; daran mussten sie teilnehmen. Einer fragte mich mal, ob der Segen durch seine Hosentasche gehe, da hatte er einen Rosenkranz drin.“
In Bochum erlebte er die Zeit der Studentenrevolten Ende der 1960er Jahre: „Ich bin mal mit zum Schauspielhaus gegangen, weil ich sehen wollte, was da los ist. Da waren die Studenten, die Polizei und Wasserwerfer. Ein Liebespaar küsste sich im Strahl der Wasserwerfer. Das war ein tolles Schauspiel für einen jungen Theologen.“
Über Gladbeck kam Günter Reinbach nach Oberhausen, wo er ins Pfarrhaus von Herz-Jesu einzog: „Es tut mir sehr leid, dass es nun abgerissen werden soll. Vor allem wegen des schönen wilden Weins.“ 26 Jahre Oberhausen-Mitte - Günter Reinbach begleitete Generationen von Schulkindern zur Kommunion. „In den letzten Jahren waren da acht Katholiken, drei Protestanten und neun Muslime in einer Klasse - das war auch Thema in meinem Unterricht.“ Die Schule kostete Kraft, sagt der Theologe: „Heute könnte ich das nicht mehr.“
Auf Menschen zugehen
Die Zahl der Gläubigen sei in den letzten Jahren deutlich gesunken, bilanziert Reinbach: „Angefangen habe ich mit 7000, am Ende waren es noch etwa 5000.“ Ein Grund ist der Bevölkerungsrückgang. Günter Reinbach ist aber überzeugt, dass Kirche längst nicht „ausgedient“ hat: „Wenn wir uns um die Menschen kümmern, hat die Kirche Zukunft.“ Die Kirche muss auf die Menschen - vor allem auf Jugendliche - zugehen, sagt er: „Und wir müssen ihnen etwas Interessantes anbieten angesichts der zahlreichen Angebote rundum. Wir dürfen nicht darauf warten, dass die Leute zu uns kommen.“ Chöre, Theater und Musik sind einige Angebote, die er für Erfolg versprechend hält.
Oberhausen möchte der Rentner nicht mehr verlassen: „Ich habe die Stadt und ihre Menschen lieb gewonnen. Und ich sage immer: Die haben mir zu jedem meiner Schüler einen Radweg gebaut!“