Oberhausen. Trotz der hohen Spritpreise ist die Nachfrage nach den günstigeren Erdgasfahrzeugen gering. Dabei können deren Fahrer auch von Fördermitteln und Steuervorteilen profitieren. Nur bei der Reichweite hapert es noch.

Der Tankstellen-Besuch führt dieser Tage unweigerlich zu einem Déjà-vu-Erlebnis. Denn pünktlich zum Beginn der Osterferien sind die Spritpreise wieder deutlich angezogen, wie der ADAC vermeldet. Und schlimmer noch: Laut einer aktuellen Studie ist wegen der steigenden Rohölpreise bereits in fünf Jahren mit einem Spritpreis von zwei Euro zu rechnen.

Bernd Schmidt lassen diese Horrormeldungen kalt. Seit 2011 pendelt der 49-Jährige aus Herne mit einem Erdgasfahrzeug zu seiner Oberhausener Arbeitsstelle – 36 Kilometer die Strecke. „Manchmal muss ich schon schmunzeln, wenn ich die Spritpreise sehen“, so der Vertriebsingenieur. „Ich tanke nämlich für die Hälfte.“

Schadstoff-Ausstoß geringer

Nur seinen Reservetank muss Schmidt gelegentlich mit ein paar Litern Benzin befüllen, in seinen Haupttank hingegen kommt nur Erdgas – für ein Euro das Kilogramm. „Das hat etwa den gleichen Energiegehalt wie 1,5 Liter Benzin“, erklärt er. Dabei ist das günstige Preis-Leistungsverhältnis nicht der einzige Vorzug: Schmidt nimmt Fördermittel seines lokalen Energieversorgers in Anspruch und profitiert von einer reduzierten Kfz-Steuer. „Und natürlich stößt mein Fahrzeug deutlich weniger Schadstoffe aus“, ergänzt er.

Auch Taxiunternehmer Thorsten Bulle, der mit einem Erdgasfahrzeug 250 000 Kilometer binnen zweieinhalb Jahren zurücklegte, lobt die alternative Technologie. „Von der Motorleistung her ist das kein nennenswerter Unterschied. Auch Privatleuten, die viel fahren, kann man diese Fahrzeuge daher wärmstens empfehlen.“

Doch wie viel Geld muss man für ein Auto, das mit dem brennbaren Naturgas befüllt wird, in die Hand nehmen? „Die Mehrkosten gegenüber benzinbetriebenen Fahrzeugen liegen zwischen 2500 und 3000 Euro“, sagt Daniel Mühlenfeld von der Energieversorgung Oberhausen (EVO). Der Kauf rentiere sich dabei ab einer Kilometerlaufleistung von rund 20 000 Kilometern. Zwar sei auch die Umrüstung eines herkömmliches Fahrzeuges möglich, aber „vorteilhaft ist, sofort ein auf Erdgas abgestimmtes Serienfahrzeug zu bestellen“, rät Mühlenfeld.

Trotz der günstigen Rahmenbedingungen schwindet unter den Oberhausener Autofahrern jedoch die Beliebtheit der ergasbetriebenen Vierräder. Laut Zulassungsstelle rollen derzeit nur 49 Erdgas-Autos über den Asphalt, während es Ende 2011 noch 95 waren. Und auch die Fördermittel der EVO – sie unterstützt Erdgasfahrer mit einem 350-Euro-Tankgutschein -- werden bislang nicht komplett abgerufen. „Ich vermute, das ist die Angst vor etwas Neuem. Vielleicht könnten sich auch die Autohändler für diese Technik noch mehr ins Zeug legen“, so Schmidt.

Möglicherweise schrecke die etwas geringere Reichweite von 400 bis 500 Kilometern den einen oder anderen Autofahrer ab, vermutet Thorsten Bulle. „Dabei hat sich das deutsche Erdgastankstellen-Netz deutlich verbessert.“ Von den 900 bis 1000 Versorgungsanlagen stehen übrigens zwei in Oberhausen – eine an der Teutoburger und die andere an der Duisburger Straße.