Oberhausen.

Rein äußerlich verlief die Gedenksteinlegung am Samstagmorgen auf dem Westfriedhof nach den guten Sitten einer demokratischen Gesellschaft. Etwa 20 Reservisten sowie einige wenige politische Vertreter der SPD, FDP und CDU begegneten mit Schweigen den mehr als doppelt so vielen Gegendemonstranten.

Sie reagierten stumm auf die vielen Namen von Opfern im Kundus, die von der Gegenbewegung aus Anti-Faschisten, Linken, Jungsozialisten und anderen bürgerlichen Bündnissen auf Schildern hochgehalten und verlesen wurden. Sie nahmen die Pfiffe hin, die Protestrufe, sie ließen Polizei und Ordnungskräfte selbst dann nicht eingreifen, als ein provokantes Transparent mit „Soldaten sind Mörder“ hochgehalten wurde, obwohl den Demonstranten Fahnen und Schilder nicht erlaubt waren.

Gedenkstein spaltet auch Parteien und Religionen

Die bereits im Vorfeld heftig umstrittene Niederlegung des Gedenksteins mit der Aufschrift „Den Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik Deutschland, die im Einsatz Leben oder Gesundheit verloren“ verlief bis auf kleine Widerstände der Protestler friedlich.

Gedenkstein

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Doch die demokratische Gesellschaft ist hier innerlich zutiefst gespalten. Der Spalt verlief nicht nur zwischen den üblichen Lagern, sondern quer durch die Parteien und Religionen. So merkte man Stadtdechant Peter Fabritz das Unbehagen an, an der Niederlegung auf Seiten der Befürworter teilzunehmen. Superintendent Joachim Deterding hatte abgesagt, unter den Gedenkstein-Gegnern zeigte Pfarrer Helmut Müller Gesicht.

„Hier fand eine Vorverurteilung statt“

Fabritz setzte Zeichen, indem er in seiner Rede deutlich allen gedachte, die „blutige Opfer von Kriegen“ wurden, und indem er Krieg als Mittel von Konfliktlösungen kritisierte. Damit entsprach er den Forderungen der Gegner des Gedenksteins. Die im Protokoll vorgesehene Segnung verweigerte Fabritz, ein Gebet und eine Verneigung vor dem Stein musste genügen.

Mit gedämpfter Stimme hatte sich zuvor der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Marc Boiting Luft gemacht: „Es war eine befremdliche Erfahrung, wie uns falsche Intentionen und Unaufrichtigkeit unterstellt wurden. Hier fand eine Vorverurteilung statt.“ Dabei solle der Stein nur daran erinnern, dass „es nicht selbstverständlich ist, in einem freiheitlichen, demokratischen Staatswesen zu leben“. Doch da waren die Demonstranten bereits gegangen.