Die Debatte um den Gedenkstein, den die Oberhausener Reservistenkameradschaft auf dem Westfriedhof aufstellen möchte, geht weiter. Wie berichtet, soll der Stein Angehörige der Bundeswehr und andere Blaulichtkräfte ehren, die im Einsatz für Demokratie und Sicherheit gestorben sind.

Nun nimmt die Geschichtswerkstatt Oberhausen dazu Stellung. Deren Vorsitzender Klaus Theis schreibt: „Es ist eine sehr fragwürdige Traditionslinie, die mit dem Aufstellen eines Gedenksteins für ‘gefallene’ Soldaten beschritten wird. Gedächtniskulturen in dieser Erinnerungslinie bergen grundsätzlich den Konflikt in sich, ein Verschweigen der Taten zu befördern. [...] Es ist nicht möglich, die Opfergruppen von Krieg und Gewalt von einander getrennt in ihren Erinnerungstraditionen und losgelöst, zum Beispiel vom Einsatz der Bundeswehr, zu betrachten.“ Theis kommt zu dem Schluss: „Die Geschichtswerkstatt Oberhausen spricht sich eindeutig gegen diese Form des ‘Heldengedenkens’ aus und ruft dazu auf, gegen das Ansinnen der Reservistenkameradschaft zu protestieren. Auch die Reservisten-Kameradschaft sollte endlich akzeptieren, dass durch die jährlich stattfindende, städtische Veranstaltung ‘Friedenssonntag’, die am Volkstrauertag durchgeführt wird, allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht wird.“

Die Reservistenkameradschaft verteidigt ihr Ansinnen. Marc Boiting vom Vorstand fragt: „Warum schwingt eigentlich immer so etwas, was man als Vorwurf der Unaufrichtigkeit empfinden kann, gegen unsere Reservistenkameradschaft mit? Wer aus der Tatsache, dass wir der Bundeswehr nahe stehen, ableitet, dass wir unglaubwürdig sind, dass wir andere Ziele, als die von uns genannten verfolgen, dass wir durch den Gedenkstein ein Zeichen setzen wollen, das dazu beitragen soll, dass ‘Kriege wieder hoffähig’ werden, bringt nicht nur uns, sondern einen Verband mit bundesweit 117 000 Mitgliedern, mit einem Bundespräsidium, gebildet aus Mitgliedern des Bundestages, in Misskredit.“ Boiting lädt alle Kritiker für den 23. März auf den Westfriedhof ein: „Denn sie bekunden dadurch denen, denen wir den Gedenkstein widmen wollen, den Einsatz- und Rettungskräften, zu denen auch die Bundeswehrangehörigen gehören, sowie den NGOs ihren Respekt, ihre Dankbarkeit und ihre Anerkennung.“