Oberhausen. 32-jährige Mutter von drei Kindern möchte ab Sommer wieder arbeiten. Ein Stellenangebot hat sie bereits – aber keinen Betreuungsplatz für ihre Jüngste.

U3-Platz in Osterfeld verzweifelt gesucht: Andreas Rademacher und seine Frau Sarah Düsenberg-Rademacher werfen der Stadt bei der Schaffung von Betreuungsgruppen Praxisferne vor. Die 32-Jährige will im Sommer in ihren Beruf als Ergotherapeutin zurückkehren. Doch die Kindertagesstätte, in die bereits ihre älteste Tochter und ihr Sohn gehen, signalisierte den Eltern: „Wir werden dort für unsere Jüngste keinen U3-Platz bekommen.“

Zwar seien die endgültigen Entscheidungen noch nicht getroffen. Aber: „Es gibt in dieser KTE nur sechs Plätze für unter Dreijährige“, erläutert Andreas Rademacher. Bevorzugt würden Kinder, die bereits in eine Vorbereitungsgruppe gingen. „Wir hätten das auch gerne gemacht, aber als die startete, war Josefine erst ein Dreivierteljahr alt – und damit noch zu klein.“

Stadtweit es gäbe genug Plätze

Dabei könnte die Osterfelder Kindertagesstätte zum 1. August locker eine zweite U3-Gruppe einrichten. „Die Leiterin hat uns erzählt, dass die Mittel für die Erweiterung bewilligt sind und sie für ihre Einrichtung allein für dieses Jahr 180 Eltern auf der Warteliste stehen hat“, so Rademacher weiter. „Die Stadt hat die Gruppenerweiterung aber erst zum 1. August 2014 genehmigt, weil es stadtweit genug Plätze gebe.“

Für Rademachers ein Denkfehler. Die Eltern meinen: „Ein Platz in Schmachtendorf oder sonst wo hilft uns nicht.“ Denn im Sommer kommt Tochter Johanna (5) in die Schule, geht Sohn Jonas (3) weiter in den einen Kindergarten, müsste Tochter Josefine (1) aber zeitgleich in eine andere Einrichtung gebracht werden. „Und das alles ohne Auto und möglichst noch vor der Arbeit – das funktioniert nicht!“, stellt Sarah Düsenberg-Rademacher verärgert fest.

Eine Tagesmutter wäre für Familie Rademacher zwar eine gute Alternative. „Aber auch da müsste ich mein Kind ja hinbringen und auch diese Plätze sind begehrt“, sagt die Mutter. Verbindliche Betreuungszusagen erhielten alle Eltern erst ab April. „Das ist viel zu spät“, beschwert sich die 32-Jährige. „Ich habe zum 1. August eine Stelle angeboten bekommen, wenn ich da jetzt zusage und dann niemanden für die Kleine habe, was dann?“

Praxisferne Angebote

Auf die Großeltern könnten sie nicht zurückgreifen. „Meine Eltern wohnen 70 Kilometer entfernt und die Eltern meiner Frau können eine Dauerbetreuung aus gesundheitlichen Gründen nicht leisten“, betont Andreas Rademacher. Der 38-Jährige glaubt, dass die praxisfernen Angebote und Betreuungszeiten künftig noch erheblichere Probleme für Familien mit sich bringen. „Denn Oma und Opa müssen bald bis 67 arbeiten – und fallen als Ersatzlösung ganz weg.“

Eltern fordern mehr ortsnahe Gruppen

Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in aller Munde. Doch die Praxis zeigt: Ohne die Dauerunterstützung von Großeltern oder Freunden ist eine Rückkehr in den Beruf für die meisten Mütter kaum zu bewältigen.

Selbst wer einen U- oder Ü3-Platz für sein Kind erhält, ist dank eingeschränkter Betreuungszeiten längst nicht auf der sicheren Seite. Für Familien mit zwei oder mehr Kindern gleicht der Alltag einem Drahtseilakt. „Die verlässliche Grundschule bis 13.30 Uhr wurde mit der Einführung des Ganztages abgeschafft“, bedauert Familie Rademacher. Ihre Tochter zum Schulstart bald täglich bis mindestens 15 Uhr in die Schulbetreuung zu schicken, kommt für sie nicht in Frage. Sie sagen: „Wir fordern mehr ortsnahe Betreuungsgruppen und -zeiten in KTE und Grundschule, den Eltern eine Berufstätigkeit zu ermöglichen, ohne dass sie dauerhaft auf ihre Kinder verzichten müssen, wenn sie zu Hause sind.“

Von der Stadt war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zum Thema zu erhalten. Immerhin hieß es aus der Pressestelle: „Wir sind dran und melden uns!“