Oberhausen. Neuapostolische Kirche Oberhausen und der Verein Bridge2Life wollen gemeinsam aufklären. Kritik: Selbst die Medizin schweigt den Tod tot. Mehr Aufmerksamkeit ist notwendig.

Würde Jesus heute leben, wäre er dann Organspender? „Klar“, sagt Werner Bohnen von der Neuapostolischen Kirche Oberhausen. „Er hat ja sein Leben gegeben für Menschen, die er nicht kannte. Das ist eine klassische Situation bei der Organspende.“ Als Akt der Nächstenliebe sieht der Kirchenmann die Entscheidung, seine Organe nach dem Tod zur Verfügung zu stellen. Und weil er sich diesbezüglich mehr Aufklärung wünscht, arbeitet die Gemeinde seit kurzem mit „Bridge2Life“ zusammen, einem Verband für Organtransplantierte, Kunstherzpatienten und Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz.

„Das Thema Organspende wurde in den vergangenen Monaten sehr verzerrt dargestellt“, sagt Gisela Schmitt-Cadeddu, Leiterin der Bundesgeschäftsstelle des Vereins in Oberhausen. Die Berichterstattung über Skandale hätten diffuse Ängste hervorgerufen. Sie kennt die „Urängste“ aus ihrer Arbeit als Beraterin. „Werde ich auf irgendeiner Liste eingetragen?“ sei eine häufige Frage, ebenso: „Ist das widerrufbar?“ oder „Tun die bei einem Unfall noch genug für mich, wenn sie sehen, dass ich Organspender bin?“ Werner Bohnen kennt Befürchtungen religiöser Art; er ist seit 30 Jahren ehrenamtlich Seelsorger. „Die Angehörigen wollen sich von ihren Toten unversehrt verabschieden“, sagt er. Auch das Thema Auferstehung werde oft angesprochen. Dabei spreche sich jeder große Weltreligion ausdrücklich für Organspenden aus.

Keinen Druck aufbauen

Bohnen und Schmitt-Cadeddu sind sich einig: Sie wollen nicht missionieren, keinen Druck für oder wider Organspende aufbauen. Was sie wollen: aufklären, informieren, beraten. „Damit jeder eine begründete Entscheidung fällen kann.“ Es werde viel zu wenig gesprochen darüber. Bohnen: „Auch die Medizin schweigt den Tod tot.“ Zudem glaubt der 58-Jährige, dass es heute schwierig ist, Menschen zu selbstlosem Tun zu bewegen. „Dafür muss man Werte haben. Man muss für andere einstehen wollen, die schwach sind. In unserer Gesellschaft gibt man nicht ab, wenn man nichts wiederkriegt. Man könnte wohl viele rekrutieren, wenn man Geld bieten würde. Aber das würde dem Ganzen widersprechen.“

Gisela Schmitt-Cadeddu wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für das Thema Organspende, „am liebsten positive“. Die wird es laut Werner Bohnen wegen der Überalterung der Gesellschaft bald ohnehin geben: „Wir werden uns mehr mit Krankheiten beschäftigen müssen. Leiden und Alter wird man mehr sehen. Der Tod wird gegenwärtiger sein.“ Deshalb verlangt er: „Eine Gesellschaft muss sich auch zum Tod bekennen.“