Oberhausen. Bei einer Studie zu den glücklichsten Menschen landete die Stadt auf dem letzten Platz.

Das wird viele Oberhausener ärgern: Laut einer vom Radiosender 1Live in Auftrag gegebenen Studie leben in Oberhausen die Menschen, die in ganz NRW das wenigste Glück verspüren. Erstellt wurde der sogenannte „Sektor Report“ mit Hilfe des Statistischen Landesamtes und soll die Frage klären: „Wo leben die glücklichsten Menschen in NRW?“ Oberhausen belegt darin den letzten Platz (49).

Statistische Wirklichkeit

„Die Erhebung basiert auf rein statischen Ergebnissen“, sagt Leo Krüll vom Statistischen Landesamt in Düsseldorf. Analysiert wurden zwölf Faktoren: Anzahl der Geburten, Eheschließungen, Krankheitstage, Jahreseinkommen, Erholungs-, Wasser und Waldflächen, Höhe der Mietpreise, Erwerbstätigenquote, Anzahl der Kneipen, Anzahl der Stadtmitarbeiter, die für die Bürger arbeiten, sowie die Höhe der Pro-Kopf-Verschuldung. Außerdem flossen noch Faktoren wie die Anzahl der Sonnenstunden und der Lottogewinner in den „Sektor-Report“ ein. Menschen wurden indes nicht befragt.

Hätten die WDR-Reporter das auch noch getan, hätte die Studie vielleicht anders ausgesehen: Beim Bürgerbarometer dieser Zeitung gaben 90 Prozent der befragten Oberhausener an, „gerne“ in der Stadt zu wohnen, 72 Prozent davon sogar „sehr gerne“. Vor zwei Jahren, als das Barometer durchgeführt wurde, ein Spitzenergebnis, wie Steffen Ehrmann vom Lehrstuhl für Marketing und Handel erklärte. Er hatte die Befragung damals für diese Zeitung durchgeführt. „Die höchsten Werte haben wir normalerweise vom Niederrhein.“ Doch nirgendwo anders fiel die Antwort auf die Frage „Leben Sie gern hier?“ so positiv aus wie in Oberhausen.

Und auch Stadtsprecher Rainer Suhr findet, dass die Ergebnisse des „Sektor Reports“ von 1Live an der Lebenswirklichkeit komplett vorbei gehen: „Glücklicherweise treffe ich täglich ganz viele zufriedene, gut gelaunte und glückliche Oberhausenerinnen und Oberhausener, die dieses Ranking Lügen strafen.“

Zutiefst persönlich

Die Ergebnisse seien so sehr an den Haaren herbeigezogen, „dass es sich nicht lohnt, sich ernsthaft darüber zu ärgern“. Suhr weiter: „Ich halte Glück für etwas so zutiefst Persönliches, sich auch immer wieder Veränderndes, das man mit den beschriebenen Kriterien schlicht nicht fassen kann.“

Für den Stadtsprecher ist die Zahl der Kneipen kein Ausdruck des Glücksgefühls. Und er fügt hinzu: „Wer ist wohl unter dem Kriterium ‘Erwerbstätigenquote’ glücklicher: Die junge, nicht berufstätige Mutter eines Neugeborenen, der rüstige Rentner in seiner Schrebergartenlaube oder der Billiglöhner mit Wechselschicht in einem prekären Beschäftigungsverhältnis?“