Oberhausen. Gegen eine Stigmatisierung Oberhausens als Schuldenmacher müsse man sich wehren, fordert Roland Günter. Selbst dem duldsamen Architekturprofessor aus Eisenheim ist inzwischen die Hutschnur geplatzt. „Ich fühle mich als Oberhausener beschimpft und diffamiert.“

Roland Günter ist in Oberhausen bekannt als zwar streitbarer, aber auch besonnener Beobachter des städtischen Lebens. Selbst dem duldsamen Architekturprofessor aus Eisenheim ist inzwischen jedoch die Hutschnur geplatzt. „Ich fühle mich als Oberhausener beschimpft und diffamiert“, sagt Günter angesichts des sich verfestigenden Bildes von der Schuldenmetropole. „Die Stadt braucht dringend eine Strategie, wie sie dem begegnet.“

Was den Denkmalschützer und „Retter von Eisenheim“ auf die Palme bringt, sind Medienberichte, in denen Oberhausen als Inbegriff der Tristesse und des kommunalen Niedergangs daherkommt. Als Stadt gewordene Depression, die sich in ihr Schicksal ergeben habe. Jüngstes Beispiel: Ein Artikel aus dem „Focus“ mit dem Titel „Oberhausen – die Stadt, die von innen stirbt“.

„In die Offensive gehen“

„Da wird mein Ruf beschädigt“, sagt Günter. Mit seiner Wortmeldung will er allerdings nicht in die gleiche Kerbe schlagen wie die örtliche CDU, die der Stadt vorwirft, sie arbeite an der Herabwürdigung Oberhausens mit und rede den Standort schlecht. Die zahlreichen Interviews mit Kämmerer Apostolos Tsalastras und Oberbürgermeister Klaus Wehling zur kommunalen Finanzmisere bedienten Klischees, hatte jüngst der CDU-Vorsitzende Wilhelm Hausmann beklagt und „Mäßigung“ angemahnt.

Das sei der falsche Weg, sagt Roland Günter. „Sie sollen nicht zurückhaltend sein, sondern in die Offensive gehen, aber mit Strategie.“ Es gelte, die Zusammenhänge deutlicher zu machen und zu transportieren, dass die Ursachen für die Notlage vielfältig und keinesfalls in Oberhausen allein zu suchen seien. Zudem stößt sich Günter an einer seinem Eindruck nach „pauschalisierenden Beleidigung der Bevölkerung“ – als seien alle Oberhausener Bremser und Schuldenmacher. Das vielfach vorhandene gesellschaftliche Engagement der Bürger komme nicht vor. „Gegen diese Unfairness sollten wir uns wehren.“ Günter schwebt eine Art Grundsatzpapier vor, das allen Ansprechpartnern als Argumentationshilfe dienen könne.

„Generell gibt es natürlich eine Linie, die die Stadt bei ihrer Außendarstellung verfolgt“, sagt dazu Uwe Bonsack, Sprecher des Oberbürgermeisters. Allerdings sei es ein schmaler Grat zwischen Schlechtreden und dem Platzieren von politischen Botschaften, etwa über die unterfinanzierten Gesetze des Bundes. In dieser Hinsicht biete Berichterstattung über Oberhausen schließlich immer auch eine Chance.

OB-Sprecher: Schwer zu vermitteln

Gleichwohl ärgert man sich auch im Rathaus darüber, dass Oberhausen als Symbol herhalten muss, um das strukturelle Problem der Kommunalfinanzen aufzuzeigen. „Die dargestellten Probleme und Phänomene sind nicht Oberhausen-spezifisch, sondern betreffen viele Städte“, sagt Bonsack. Die Art und Weise, in der die Konsequenzen der schlechten Haushaltslage verbildlicht und auf den Punkt gebracht werden, vermittele mitunter ein schiefes Bild. „Trostlose Straßenzüge findet man auch in Düsseldorf.“

Der skurrile Blick durchs Schlüsselloch

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    Kommen Medienvertreter und andere Interessierte nach Oberhausen, sei man deshalb bemüht, auch die positiven Seiten der Stadt zu zeigen, den Gasometer etwa oder das Centro. „Die meisten Städte im Ruhrgebiet beneiden Oberhausen um das Centro, das müsste man viel mehr in den Fokus stellen.“ Worauf letztlich der Schwerpunkt eines Beitrags oder Artikels liege, darauf habe die Stadt aber naturgemäß keinen Einfluss. „Eine grundsätzliche Linie ist vorhanden, die Botschaft aber schwer ‘rüberzubekommen.“