Oberhausen. Sind die Schüsse auf den 23-jährigen “Hells Angels“-Anhänger Teil eines neuen “Rocker-Krieges“ in und um Oberhausen - oder nur eine “unerwartete Eskalation“? Die Polizei in Oberhausen versucht zu beruhigen. Der Vorfall, sagt sie, war ein “außergewöhnliches Ereignis“.

Nach den Schüssen auf einen 23-jährigen Duisburger Hells-Angels-Rocker am Sonntagnachmittag gegen 17.30 Uhr am Sterkrader Tor versucht die Oberhausener Polizei, besorgte Bürger in der Stadt zu beruhigen. Nicht nur Fachleute, sondern auch neutrale Beobachter gehen davon aus, dass es sich bei der offenen Schießerei vor einem Schnellimbiss um eine unerwartete Eskalation zwischen zwei verfeindeten Rocker-Gruppen handelt.

„Es ist klar, dass die Bürger nicht nur überrascht sind, dass so etwas überhaupt bei uns passiert, sondern sich auch fragen, ob so etwas in der Öffentlichkeit noch einmal passieren kann und welche Gefahr für sie selbst besteht“, sagt Ralf Weyer, Kriminalhauptkommissar und Leiter des Bereichs Organisierte Kriminalität in Oberhausen. Sein erfahrenes zwölf-köpfiges Team hält es aber für realistisch, dass der Schusswechsel ein einmaliger spontaner Akt in der Rockerszene war.

Rocker tragen Konflikte intern aus

„Was wir hier in Sterkrade erlebt haben, stufen wir als außergewöhnliches Ereignis ein: So etwas haben wir in der Rockerszene noch nicht erlebt, daran haben die verschiedenen Gruppen auch absolut kein Interesse“, meint Weyer. „Bürger müssen nicht fürchten, dass sie sich künftig selbst in so einer eskalierenden Situation wiederfinden.“ Denn Rockergruppen seien in der Regel bestrebt, ihre Konflikte intern ohne viel Aufsehen zu lösen und nicht Unruhe in der Bevölkerung auszulösen. Dies habe schließlich zunehmenden Polizeidruck zur Folge. „Hier werden jetzt wirklich alle Kräfte zusammengezogen, die bei uns zu finden sind. Da lassen wir nicht locker, die Lage bei den Rockerbanden hat nun oberste Priorität.“

Zudem sei zu hoffen, dass sich bei den verschiedenen Rockerbanden im Ruhrgebiet, bei den Bandidos, den Hells Angels und den Satudarah, diejenigen durchsetzen, die auf Vernunft setzten und nicht auf emotionale Aufwallungen durch angeblich verletzte Ehrgefühle.

Zeugen haben Angst vor Rache der Rocker

Für die Polizei ist es insgesamt nicht einfach, bei Vorfällen dieser Art die Sachlage zu klären. Das liegt daran, dass die Opfer aus den Rockerbanden nichts der Polizei erzählen und zudem unbeteiligte Zeugen aus Angst vor der Rache von Rockern sich nicht melden. Die Polizei hat aber nach eigenen Angaben Möglichkeiten, Zeugen-Namen absolut vertraulich zu behandeln ( 0208-826-0).

Derweil gibt es bei der auch für die Sterkrader Rocker-Schießerei formal zuständigen Duisburger Polizei nur Mutmaßungen, was Auslöser dieses Gewaltausbruchs gewesen sein könnte. Denkbar sei ein Streit über Rocker, die vom aufgelösten Bandidos-Chapter Oberhausen zu den Hells Angels Duisburg gewechselt seien. Möglicherweise war auch ein persönlicher Racheakt Basis der Tat.