Oberhausen. .
Beim „Talk im Dorf“ mit Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier und CDU-Landtagsabgeordnetem Wilhelm Hausmann zeigte sich, wie sehr Bürger die hohe Zahl an Wohnungseinbrüchen beunruhigt.
Reinhard Gerlach, der Oberhausener Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, hofft deshalb, dass sich Politiker künftig für eine bessere Ausstattung der Polizei einsetzen werden.
Junge Kollegen fehlen der Kripo
Der Polizeihauptkommissar kritisiert: „Die Täter nutzen neue Medien und modernste Techniken, aber der Polizei bindet die Rechtslage oft die Hände.“ So sei die Vorratsdatenspeicherung, also die Speicherung von Telefon- und Internetdaten ohne Anfangsverdacht, für verfassungswidrig erklärt worden. Als kürzlich bei einem Firmeneinbruch Spuren gesichert wurden, die zeigten, dass der Täter in drei europäischen Ländern unterwegs war, war klar, dass die örtliche Polizei dies allein nicht bewältigen kann. „Da braucht man andere Instrumentarien“, sagt Gerlach. Oder wie es einer seiner Kollegen ausdrückte: „Wir können nicht barfuß einen Täter im Porsche verfolgen.“
„Die Anforderungen an unser Berufsbild sind gestiegen“, gibt der Kommissar mit Blick auf die Internetkriminalität oder Terrorismusbekämpfung zu bedenken. „Aber kein Politiker stellt sich vor die Polizei und erklärt den Bürgern, was bei einer gleichbleibenden Anzahl an Personal alles auf uns zukommt.“ Gerlach mahnt: „In rund sechs Jahren werden in NRW mehr als 2000 Polizeibeamte in Pension gehen.“ In Oberhausen würde sich der demografische Wandel besonders bei der Kripo auswirken.
„Alle Kollegen fangen bei der Schutzpolizei an"
Ein großes Thema ist für Gerlach deshalb auch, dass es nicht mehr möglich ist, als Quereinsteiger, etwa als IT-Experte, zur Kripo zu gehen oder direkt als Kriminalbeamter ausgebildet zu werden. „Alle Kollegen fangen bei der Schutzpolizei an, erst wenn sie so um die 30 Jahre alt sind, können sie nach sechsmonatiger Schulung zur Kripo wechseln.“ Sechs Monate seien extrem wenig Zeit, um sich umfassendes Wissen anzueignen. Gleichzeitig fehlten der Kripo die ganz jungen Kollegen, die Facebook-Generation. Aber gerade die werde gebraucht, um mit technikversierten Verbrechern auf Augenhöhe zu bleiben.
Was Gerlach noch für nötig hält: „Es gibt die Möglichkeit, Straftäter an den Kosten, die sie verursachen, zu beteiligen.“ Selbst bei den Einbrecherbanden aus Osteuropa sei nachzuvollziehen, wo die Gewinne landen. „Wenn wir ein vereinigtes Europa haben, kann es nicht sein, dass die Täter Reisefreiheit besitzen, die Strafverfolgung aber an den Grenzen endet.“