Die Zahl der Straftaten steigt, vor allem die Zahl der Wohnungseinbrüche nimmt drastisch zu – doch die Zahl der Polizisten sinkt. In Zukunft könnten große Personallücken im Polizeipräsidium in Oberhausen entstehen.

Es braucht keine Wahrsagerin, um in die Zukunft der hiesigen Polizei zu sehen. „Wir hatten mal fast 600 Mitarbeiter, zurzeit sind es 540“, sagt Volker Serve, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Oberhausen. Weil zudem immer mehr der Ordnungshüter in Pension gehen, werden in Oberhausen 2020 noch einmal 22 Polizisten weniger zur Verfügung stehen. Aber selbst eine Wiederbesetzung dieser 22 Stellen dürfte nicht reichen, um Polizeiarbeit auf dem heutigen Qualitäts-Level zu halten.

Es fehlen noch weit mehr Stellen

Denn die Kriminalität wird mehr, sagt GdP-Landeschef Arnold Plickert. Landesweit wurde seit 2009 ein Anstieg um 11,6 Prozent verzeichnet. Allein die Zahl der Wohnungseinbrüche hat seit 2009 um fast 40 Prozent zugenommen. Erschreckend: In Oberhausen verzeichnete die Polizeibehörde mit 858 Wohnungseinbrüchen im Jahr 2011 eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2010 mit 689 Einbrüchen. Dabei lag die Polizei vor Ort mit einer Aufklärungsquote von 19 Prozent sogar deutlich über dem Landesschnitt von 13,6 Prozent.

Immer mehr Wohnungseinbrüche bei einer niedrigen Aufklärungsquote – dazu sagt Serve: „Die Öffnung der Grenzen hat uns andere polizeiliche Aufgaben beschert.“ Wobei der Gewerkschafter eingesteht, dass selbst mit mehr Personal den Einbrecherbanden aus dem Ausland nur schwer beizukommen wäre. Mit genügend Leuten seien jedoch der Verfolgungsdruck und die Abschreckung durch stetige Präsenz viel größer.

Noch liefe in Oberhausen alles gut, noch sei die Stadt sehr sicher. Aber wie es in Zukunft aussehen wird, sei ungewiss, meint Serve. Derzeit sei nicht klar zu benennen, wie viel mehr Stellen Oberhausen benötige. Landesweit plädiert Serve für 150 mehr Neueinstellungen zusätzlich zu den derzeitigen 1400.

Eines kann Serve jungen Leuten, die sich für seinen Beruf interessieren, jedenfalls sagen: „Ja, es ist ein toller Beruf, aber dass Sie auch in 30 Jahren noch als Polizisten arbeiten werden, kann ich nicht versprechen.“ Denn künftig wird es nur noch dienstfähige oder dienstunfähige Polizisten geben. Der Status sogenannter „eingeschränkt dienstfähigen Polizisten“, etwa mit Rückenproblemen oder Diabetes, wurde abgeschafft. Davon gibt es in Oberhausen aber 100. „Die alle gut untergebracht sind“, sagt Serve. „Sie leisten normale Polizeiarbeit, aber z.B. nicht mehr mit Wechselschichten. Wer künftig dienstunfähig wird, der muss schlimmstenfalls in Rente gehen.“