Gewerkschaft: Ab 2020 könnten 22 Stellen unbesetzt sein. Schuld ist unter anderem der demografische Wandel in der Behörde.

Die Gewerkschaft der Polizei (GDP) warnt vor Personalmangel in den eigenen Reihen. Bis 2020 gibt es in Oberhausen 22 Polizisten weniger. Mit den Worten „110 und keiner ist da“ kritisiert der Oberhausener GDP-Vorsitzende Volker Serve überspitzt den drohenden Mangel an Ordnungshütern. „Um es klipp und klar zu sagen: Wir leben in keiner unsicheren Stadt. Aber wir müssen auch in die Zukunft blicken und uns fragen, ob wir die jetzigen Qualitätsstandards und das Leistungsspektrum aufrecht erhalten können.“

Serve, der seit 35 Jahren in Oberhausen im Dienst ist, weiß: „Wir können nicht davon ausgehen, dass die Zahl der Delikte ebenfalls abnimmt.“ Eher das Gegenteil sei der Fall: Die Kriminalitätsrate sei mindestens gleichbleibend – im besten Fall.

Johannes Paus, Sprecher der Oberhausener Polizei, hält eine ausreichende Personalstärke auch in Zukunft noch gewährleistet. „Landesweit werden 1400 junge Menschen eingestellt, die ihre Ausbildung im Polizeidienst beginnen“, so Paus. Wieviele davon nach Oberhausen kommen, werde nach einem speziellen Schlüssel berechnet: „Das hängt mit der Einwohner- und Einsatzzahl sowie dem Kriminalitätsanteil zusammen.“

Hausaufgaben gemacht

Auch der Pensionierungswelle sieht Paus gelassen entgegen: „Die beginnt 2019, unsere Senioren gehen aber bereits 2016 oder 2017 in Rente. Danach herrscht eine lange Kontinuität, weil wir unsere Hausaufgaben gemacht haben.“ Das sei nicht zuletzt der Polizeichefin Kerstin Wittmeier zu verdanken, die das Thema vorangetrieben habe. Paus: „Seit gut einem Jahr gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich diesem Thema angenommen hat. Ich glaube, dass wir gut aufgestellt sind, wir werden auch oft eingeladen, in anderen Dienststellen unser Modell vorzustellen.“ Ziel der Polizei sei es, die Qualität der Arbeit zu erhalten sowie die Effizienz zu erhöhen. „Schließlich haben die Bürger eine Erwartungshaltung uns gegenüber“, so Paus.

Volker Serve blickt nicht ganz so optimistisch in die Zukunft und plädiert dafür, die Zahl der Einstellungen zu erhöhen: „Von den 1400 Anwärtern schaffen ja nicht alle die Abschlussprüfungen. Manche brechen die Ausbildung auch ab.“

Dazu komme, dass es immer schwieriger werde, junge Menschen vom Polizeidienst zu überzeugen. Serve: „Wenn ich gefragt werde, kann ich sagen: ‘Ja, das ist ein toller Beruf, aber ich weiß nicht, ob Sie in 30 Jahren noch als Polizist arbeiten werden.’“

Das liegt an einer Änderung der Polizeidienstvorschrift, nach der es nur noch dienstfähige oder dienstunfähige Polizisten gibt. Die Einstufung „Eingeschränkt dienstfähig“ (z.B. Nachtblinde oder Diabetiker) ist weggefallen. Rund 100 gibt es davon in Oberhausen. „Diese Kollegen werden in anderen Abteilungen untergebracht und leisten normale Polizeiarbeit, allerdings ohne Wechselschichten“, so Serve. Sollte das nicht klappen, würden sie zwangspensioniert. Dann droht den Ordnungshütern ein noch größerer Personalmangel.