Oberhausen. Der sich ausweitende Fleischskandal wird für Ross-Metzger Volker Benten, der seine Wurst auf Märkten in Sterkrade und Holten verkauft, bisher nicht zum Problem. Seine Kunden bleiben ihm trotz der immer wieder aufkommenden Diskussionen zum Thema Pferdefleisch auch weiterhin treu.

Natürlich fragen Kunden jetzt auch schon mal im Scherz, ob er denn Lasagne aus England im Angebot habe. Mit Metzger Volker Benten gehen die Pferde deshalb nicht durch. „Wir lassen uns da jetzt nicht verrückt machen – aber man weiß nicht, was kommt...“ Benten von der gleichnamigen Gelsenkirchener Ross-Metzgerei bietet seine Waren – wie an diesem Tag auch – mittwochs und samstags auf dem Markt in Sterkrade an sowie freitags in Holten – und spürt in Folge der sich ausweitenden Diskussion ums Pferdefleisch noch keine Kundenzurückhaltung. Dazu sei der von Großbritannien ausgehende Skandal um als Rind deklariertes Pferdefleisch in Fertiggerichten noch „zu frisch“.

Heiße Ross-Würstchen

Benten gibt sich zuversichtlich: „Unsere Kunden sind treu. Pferdefleisch ist nicht jedermanns Sache. Aber wer es einmal probiert hat, greift gern darauf zurück.“ In Sterkrade besonders gefragt: Pferdewürstchen – gerne auch heiß auf die Faust, – Fleischwurst und natürlich Sauerbraten. Den legen sich Liebhaber nach wie vor auch selbst auf rheinische Art ein.

Zwar ist der Verbrauch von Pferdefleisch hierzulande im Vergleich zu Schwein, Rind oder Geflügel verschwindend gering. Doch als aussterbendes Handwerk sieht sich die Rossmetzgerei nicht. Nachkriegskinder, die mit Pferdefleisch aufgewachsen sind, hat Benten am Wagen. Aber die Gelsenkirchener haben sich auch neue, jüngere Kundenkreise erschlossen, wie er sagt. Es gebe sogar einen Trend hin zu Pferdefleisch: „Es gibt wesentlich mehr Kunden, die sich gewissenhaft ernähren wollen – weg vom Fastfood.“ Hinzu kommen Hundebesitzer, die ihrem Bello eine Alternative zum Dosenfutter gönnen wollen.

Jedes Pferd braucht einen Pass

Alle Pferde, Ponys, Esel, Zebras und sonstigen Einhufer brauchen in Deutschland gemäß EU-Recht als Identitätsdokument einen Equidenpass. Dieser Ausweis gibt auch Auskunft über erfolgte medizinische Behandlungen.

Steht einmal im Pass, dass „der Equide nicht zum menschlichen Verzehr geschlachtet werden“ soll, ist das unwiderrufbar. Das soll verhindern, dass medizinisch hochgepäppelte Reitpferde doch auf den Teller kommen.

Pferdefleisch sei gesund und im Vergleich zu Geflügel arm an Cholesterin, sagt Benten. Die Tiere wüchsen natürlicher auf, weil es keine Massentierhaltung gebe. „Pferde werden nicht extra fürs Schlachten gezüchtet.“ Zudem werde Pferdefleisch schärfer kontrolliert als Schwein oder Rind. Auf den Märkten gebe es mindestens alle drei Monate Kontrollen.

Das Fleisch hat ihren Preis

Tatsächlich ist gutes Pferdefleisch kein Preisbrecher: Bei Benten kostet die Fleischwurst 8,55 Euro je Kilo und der Sauerbraten 9,75 Euro/kg. Fleischwurst vom Schwein ist beim Discounter teils schon für die Hälfte zu haben.

Die Ross-Metzgerei Benten, die selbst nicht schlachtet, bekomme ihr Fleisch überwiegend aus dem deutschen Raum. Die Schlachter bezögen das Fleisch von Pferdezüchtern, die meinen, dass ein Tier nicht das Zeug zum Spring- oder Dressurpferd habe. Bevor Züchter hohe Unterhaltskosten investieren, geben sie es lieber zum Schlachter. Olle Mähren kommen bei der Ross-Metzgerei nach eigener Auskunft nicht in die Wurst. Das Fleisch stamme vor allem von jungen Pferden, die zwischen zwei und fünf Jahre alt seien, so Benten.

Erzählt’s und bedient die Kundin, die ihrem Mann einen leckeren Ross-Happen mitbringt. Sie selbst isst’s nicht, und die Kinder fänden’s zum Wiehern. Aber das Fleisch sei mager und enthalte weniger Antibiotika, glaubt sie. Und weiß: „Meinem Mann schmeckt’s.“