Recklinghausen. Pferdefleisch in Tiefkühl-Lasagne – ist das tatsächlich ein Skandal? Dass der Hersteller wie jetzt in Großbritannien das Fleisch fälschlicherweise als Rind ausgibt, ist aus Sicht vieler Verbraucher skandalös. Der Recklinghäuser Pferdemetzger Bert Hobbold dagegen versteht die Aufregung nicht.
Vom Fohlenfilet bis zum Pferdeklops: Mit den Produkten der Ross-Schlachterei "Hobbold" in Recklinghausen im Ruhrgebiet könnte man jedes Mädchen zum Weinen bringen. Pferdemetzger Bert Hobbold (43) führt den 1906 gegründeten Familienbetrieb bereits in der vierten Generation. Gerade macht ein Pferdefleisch-Skandal Schlagzeilen: In Lasagne-Gerichten in Großbritannien wurde fälschlich als Rind deklariertes Pferdefleisch gefunden. In Recklinghausen liefen die Geschäfte gut, denn die Nachfrage nach Pferdefleisch sei in den vergangenen Jahren konstant geblieben, sagt Hobbold.
Als Pferdemetzger haben Sie einen Beruf, der kleinen Mädchen und Pferdefreunden die Tränen in die Augen treibt. Können Sie damit leben?
Bert Hobbold: "Na klar. Das kann ich ja auch verstehen. Viele Menschen verstehen nicht, dass ich ihren Liebling schlachte und dann verwurste. In Italien und Frankreich zum Beispiel, da hat Pferdefleisch einen höheren Stellenwert. Da gibt es Pferdefleisch in jedem Supermarkt."
Pferdefleisch gilt als hochwertig. Was zeichnet es aus?
Hobbold: "Pferdefleisch war früher ein Arme-Leute-Essen. Als die Pferde von den Treckern ersetzt wurden, da wurde vermehrt geschlachtet. Daraus hat sich das entwickelt. Pferdefleisch ist fettarm und cholesterinärmer als Schweine- oder Rinderfleisch. Pferde werden artgerecht gehalten, weil es ja keine Massentierhaltung gibt. Da steckt keine große Industrie hinter. Außerdem lassen sich Pferde nicht so einfach mästen."
Welche Produkte gibt es aus Pferdefleisch?
Hobbold: "Da gibt es eine große Auswahl. Bei uns im Angebot gibt es Gulasch, Rossbraten, Mettwurst, Fohlenschnitzel und Aufschnitt. Unsere hausgemachten Pferdeklöpse mit Soße in der Dose sind der Renner. Was viele nicht wissen: Der original rheinische Sauerbraten ist auch aus Pferdefleisch."
Wer kauft bei Ihnen ein?
Hobbold: "Das geht quer durch die Bank. In unserem Internet-Shop bestellen Menschen aus ganz Deutschland. In Nordrhein-Westfalen gibt es viele Pferdefleisch-Liebhaber im Ruhrgebiet und im Rheinland. Aber auch an der Küste wird gerne Pferdefleisch gegessen. Es gibt allerdings immer weniger Pferdemetzger in Deutschland. Aber die Nachfrage ist konstant gut."
In Großbritannien wurde auf Lasagne-Packungen Pferdefleisch fälschlicherweise als Rind deklariert. Was sagen Sie zu dem aktuellen Pferdefleisch-Skandal?
Hobbold: "Das ist kein Skandal. Das ist nur eine falsche Etikettierung. Überheblich gesagt: Da haben die Menschen was Gutes gegessen. Eine Gefahr bestand da nicht. Das ist Quatsch. Aber es sollte schon drin sein, was drauf steht." (dpa)