Oberhausen. . Die Wutwelle an Bärbel Höhns Praktikanten-Suche ebbt nicht ab. Und die Grünen-Politikerin bemüht sich vergeblich, den Aufruhr zu besänftigen und zündet Nebelkerzen. Warum erregt das Grünen-Gebaren so sehr die Gemüter? Ein Kommentar von Peter Szymaniak.

Erstaunlich emotional wird die Diskussion um den als Praktikum ausgegebenen 4-Euro-Job der Grünen geführt. Die Wutwelle reißt nicht ab. Auf ihrem Twitter-Kanal bemüht sich Bärbel Höhn vergeblich, den Aufruhr zu besänftigen. Warum erregt das Grünen-Gebaren so sehr die Gemüter?

Zu erklären ist die Gefühlsaufwallung nicht alleine damit, dass die Grünen hier bei sich selbst noch nicht einmal die eigenen politischen Forderungen (Mindestlohn 8,50 Euro) umsetzen. Wasser predigen, Wein trinken – das ist bei vielen Parteien, Verbänden und Unternehmen anzutreffen. Also im Prinzip nichts Besonderes. Aber in diesem Grünen-Fall bricht sich eine tiefe Enttäuschung Bahn, die nur aus der historischen Parteienentwicklung her zu deuten ist.

Partei ohne Postenjäger und Machtklüngelei

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Die Grünen haben sich als Spross der Bürgerbewegungen und frustrierter SPD-Anhänger der 70er Jahre stets als eine besondere Partei verstanden: Die ihre Ziele anständiger, ehrlicher, ohne Postenjägerei und Machtklüngelei erreicht. Deren Mitglieder generieren sich auch deshalb oft so, als seien sie die moralisch besseren Menschen. Die zudem genau wüssten, wie die Allgemeinheit leben, lieben und arbeiten sollte.

Der angebotene Billiglohn-Job der Grünen mit Anforderungen wie bei einem Polit-Manager entlarvt das Selbstbild der Grünen und das romantische Image dieser Partei in der Bevölkerung als falsch und realitätsfremd. Zudem gibt es eine Schadenfreude bei denjenigen, die den Grünen vorwerfen, ihre Moralapostel-Haltung in komplizierte Vorschriften voller staatlicher Gängelei (Dosenpfand, Rauchverbot selbst in Eckkneipen) gegossen zu haben.

Erfahrene Sozialdemokraten bissen sich Zähne aus

Entgegen ihrem Ruf waren und sind die Grünen oft machttaktisch ausgebuffter als ihre Konkurrenten. An Bärbel Höhn haben sich selbst erfahrene Sozialdemokraten wie Rau, Clement und Steinbrück die Zähne ausgebissen.

Höhn reagierte auf den Praktikums-Bericht der WAZ auch genauso wie man es von ausgefuchsten Politikern erwartet: Verantwortung abschieben, Nebelkerzen zünden. Sie stelle ja nicht ein, sondern ihr Kreisverband, das sei ja nur ein Praktikum, es müsse nur ein bisschen was präzisiert werden, sie müsse da was richtig stellen.

Deutlicher hätte sie gar nicht zeigen können, was die Grünen sind: Eine ganz normale Partei, nicht besser und nicht schlechter.