Oberhausen. . Eine Stellenausschreibung der Grünen für ein Praktikum stößt auf Kritik. Nun will die Partei die Anforderungen entschärfen. Beim Stundenlohn von 4 Euro bleibt es aber.

Der Plan der Oberhausener Grünen, einen neuen Mitarbeiter für den Bundestagswahlkampf ihrer Kandidatin Bärbel Höhn mit nur vier Euro je Stunde zu entlohnen, hat eine breite Welle an Kritik hervorgerufen. Vor allem im Internet reagierten viele mit Wut und Spott auf eine entsprechende Stellenanzeige der Grünen im Internet. Bärbel Höhn rudert nun zurück.

Die massiven Reaktionen bewogen Oberhausens Grünen-Parteichef Andreas Blanke, die Stellenausschreibung mit den extrem hohen Anforderungen für einen so genannten „Praktikanten“, der Ex-Ministerin Höhn für die Zeit des Bundestagswahlkampfs zur Seite stehen soll, sofort vom Netz zu nehmen – nur wenige Stunden nachdem diese Zeitung über die Ausschreibung berichtet hatte.

„25 Arbeitsstunden für 400 Euro ist nicht unsozial und keine Schweinebezahlung“, rechtfertigte sich Höhn trotzdem auf dem Online-Dienst Twitter. Sie legte zugleich Wert auf die Feststellung, dass sie selbst als Direktkandidatin nicht den „Praktikanten“ einstelle, sondern ihr Oberhausener Kreisverband. Allerdings müssten die Anforderungen für die „Praktikanten“-Stelle und das Arbeitsprofil „präziser formuliert werden“. So werde das in der Ausschreibung geforderte „selbstständige Arbeiten“ nun nicht mehr als primäres Qualifikationsprofil verlangt. Eventuell soll die Praktikumszeit auch von sechs auf drei Monate verkürzt werden.

In der Stellenausschreibung hatte es unter anderem geheißen: „Wir erwarten selbstständiges Arbeiten, Eigeninitiative, strategisches Denkvermögen und die Fähigkeit, Konzepte zu erarbeiten. Wir suchen Studenten mit Erfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Vorausgesetzt werden sicherer Umgang mit Office-Software, Grafik-Programmen, Online-Kommunikation.“

Bleiben soll es dagegen bei der Praktikums-Vergütung von 400 Euro im Monat. Politiker und Leser zeigten sich über den grünen Billiglohn erstaunt, verärgert und empört. „Besser kann man den Verrat an eigenen Idealen gar nicht dokumentieren als durch solche Unverschämtheiten!“, schreibt etwa Online-Leser DrWotan. „Wer bisher noch nicht begriffen hat, dass die Grünen eine Partei sind, die Wasser predigen und selbst Wein trinken, der ist selbst daran schuld“, urteilt Mario Djaschi.

„Andere sind nicht besser“

Ein Nutzer des Online-Portals waz.de schreibt: „Bei den Grünen ist es jetzt aufgefallen – andere machen es aber nicht besser.“ Und weiter heißt es im Internet: „Wasser predigen und Wein trinken, das konnte die herrschende Klasse schon seit je her und da machen auch die derzeitigen Parteien keine Ausnahme, egal welcher Couleur.“

Bekanntlich setzen sich die Grünen politisch für einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro ein. In diesem Zusammenhang wiesen auch mehrere Leser darauf hin, dass die Grünen einst gemeinsam mit der SPD die Hartz-IV-Reform verabschiedeten.

Die Konkurrenz der Grünen in Oberhausen wundert sich über deren Gehalts-Gebaren. „Ich war fassungslos, als ich das gelesen habe“, sagt CDU-Parteigeschäftsführer Christian Benter. Die CDU zahle Wahlkampfhelfern einen Stundenlohn von mindestens zehn und bis zu 16 Euro.

„Das ist der blanke Hohn“

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat schimpft: „Dieses Praktikum bei Bärbel Höhn ist der blanke Hohn! Sie sucht jemanden, der Kernaufgaben im Wahlkampf übernehmen soll. Das ist in etwa so, als ob ein Geschäft einen Praktikanten für die Filialleitung sucht.“ Der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Große Brömer meinte: „Eigentlich erledigt sich da jeder Kommentar. Das ist ein gründlicher Fehler, der schnell beseitigt werden sollte.“