Oberhausen. Die Klassenfahrten, die für dieses Jahr geplant, gebucht und genehmigt sind, können stattfinden. Das stellte das Schulministerium in Düsseldorf gestern klar – nachdem die Angst groß war, Lehrer könnten auf ihren Reisekosten sitzen bleiben und deshalb Fahrten absagen.
Nach einem höchstrichterlichen Urteil haben Lehrer Anspruch auf volle Erstattung ihrer Reisekosten – weshalb auf das Land noch ein millionenschwerer Batzen an Reisekostenerstattungen zukommt. Fürs nächste Jahr befürchten Lehrer und Schüler deswegen das Schlimmste: Wenn das Budget für Klassenfahrten nicht drastisch erhöht wird, werden viele Fahrten nicht mehr stattfinden können. Die gestern angekündigte Aufstockung um zwei Millionen Euro dürfte da keine grundlegende Verbesserung bringen.
„Am Montag haben wir eine Sitzung, da werden wir im Kollegium auch dieses Thema diskutieren. Dann muss ich den Kollegen mitteilen, dass de facto das Geld einfach nicht da sein wird. Sie können dann selbst entscheiden, ob sie fahren wollen oder nicht“, sagt Brigitte Fontein, Leiterin des Elsa-Brändström-Gymnasiums. Sie selbst begleite seit 30 Jahren Klassenfahrten und habe in dieser Zeit so einiges aus der Privatschatulle draufgelegt: „Das war nie kostendeckend. Aber ich könnte niemandem meiner Kollegen böse sein, der sagt: ‘Ich mach das jetzt nicht mehr’. Das ist eine schwierige Situation.“ Eine Situation, in der sich Lehrer, die sich auf ihr gutes Recht berufen, schnell in die Rolle des Buhmanns rutschen können.
Gymnasium muss Ausflüge notfalls streichen
Darauf, dass man im Land möglichst schnell eine praktikable Lösung findet, baut Ingrid Wenzler, Leiterin der Gesamtschule Osterfeld: „Ich habe an das zuständige Schuldezernat in Düsseldorf geschrieben und warte ab, was jetzt wird. Das ist eine ziemlich komplizierte Sache, die alle in die Zwickmühle bringt – auch die Landesregierung selbst.“
Michael von Tettau, Leiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums, rechnet vor: „Wir haben im vergangenen Jahr 2300 Euro als Budget für Klassenfahrten erhalten, tatsächlich sind aber Reisekosten von 6500 Euro entstanden. Wenn das Land jetzt überall alles voll auszahlen muss, kommen da sicher 50 Millionen zusammen, die als Nachtragshaushalt abgesichert werden müssen.“ Für seine Schule sagt er: „Wenn sich das Budget nicht erhöht, könnten wir zukünftig nur noch die Fahrten in Klasse 6 finanzieren. Die Fahrten in Klasse 9, die wir seit 50 Jahren durchführen, wird es dann nicht mehr geben.“
Klassenausflüge sind „keine Juxfahrten“
Dabei macht er deutlich, dass es nicht um Juxfahrten gehe: „Was ist mit dem Schüleraustausch mit den Partnerstädten? Soll der gestrichen werden? Und meine nächste Sorge: Seit vier Jahren machen wir mit jedem Leistungskurs Geschichte eine einwöchige Fahrt nach Buchenwald. Das sind keine Halligalli-Touren.“ Außerdem fürchtet er, dass die Ärmsten am meisten leiden: „In Oberhausen gibt’s Kinder, die nie rauskämen, wenn’s die Klassenfahrten nicht gäbe.“