Oberhausen.

Bei Musik verschwimmen manchmal Grenzen: Bei der Show „Sweet Soul Music“ reisen die Besucher seit drei Jahren gedanklich in stimmungsvolle amerikanische Clubs, in denen die Legenden des Genre ihre Instrumente bedienen. Dabei stammt die Idee aus Süddeutschland. Produzent Klaus Gassmann (63) erklärt, wie er mit dem Geist der 50er, 60er und 70er Jahre auf Tournee geht und damit am Samstag (20 Uhr) auch in der König-Pilsener-Arena gastiert.

Jeder hat ein Schlüsselerlebnis, das ihn fest an eine bestimmte Musikrichtung schweißt. Warum fasziniert Sie gerade die Soul-Musik so sehr?

Klaus Gassmann: Ich habe vor 45 Jahren ein Konzert besucht. Wilson Pickett ist damals in der Frankfurter Jahrhunderthalle aufgetreten. Diese Art von Musik hat mich immer fasziniert. Sie besitzt ein ungeheure Intensität. Das kann jeder spüren, wenn fünf oder sechs Bläser spielen. Dies ermöglicht dem Zuhörer, ein Gefühl für die Musik zu entwickeln. Ich habe nach dem Konzert sofort eine eigene Soul-Band gegründet. Wir haben anschließend in vielen Clubs gespielt.

Viele Jahre später gehen Sie bei „Sweet Soul Music“ mit der Musik der Legenden von damals auf Tournee. Versteht das Publikum die Begeisterung heute noch?

Gassmann: Ja, das merken wir daran, dass unser Publikum sehr gemischt ist. Wir haben auf der einen Seite Fans dabei, die diese Musik noch von früher kennen und lieben. Auf der anderen Seite sehen wir immer mehr jüngere Leute im Publikum.

Woran liegt das?

Gassmann: Soul-Musik beeinflusst noch immer die Pop-Kultur. Künstler wie Amy Winehouse haben sehr viel dafür getan. Zudem werden viele Klassiker in anderen Musikrichtungen häufig gecovert.

Sie spielen ihre Shows auch im Ausland. Doch Soul verbinden nicht viele mit Deutschland, oder?

Gassmann: Die Show ist sehr international. Unsere Sänger sind US-Amerikaner. Bekannte Entertainer wie Ron Williams können in England oder den Niederlanden die Moderation problemlos in englischer Sprache durchführen. Es ist eine Hommage an Stars wie Otis Redding, James Brown oder The Temptations mit guten Solisten. Das wird überall verstanden.

Beinhaltet solch ein Projekt nicht auch Risiken?

Gassmann: Eine Show muss sich entwickeln. Wir sind 2009 in Mannheim gestartet und hatten danach sieben erfolgreiche Shows in Stuttgart. Vielleicht hat es damit zu tun, dass im Süden Deutschlands viele GIs stationiert waren und die Menschen die Musik wie selbstverständlich kennen. Aber sicher. Wenn du mit einer großen Show auf Tournee gehst, ist das nicht nicht einfach und du benötigst einige Jahre, um wirtschaftlich Erfolg zu haben.

Sie haben früher als Manager bei SAP gearbeitet und stehen nun mit der Show auch als Musiker auf der Bühne. Belohnt der Applaus für manchen organisatorischen Stress bei der Vorbereitung?

Gassmann: Die Musik ist meine Leidenschaft. Und es bereitet mir wie früher, als ich in meiner ersten Gruppe gespielt habe, immer noch Freude, selbst Musik zu machen. Dafür habe ich nun mehr Zeit. Die Shows sind sehr aufwändig, es stehen schließlich 25 Leute auf der Bühne. Sänger und Tänzerinnen – dazu die Helfer hinter den Kulissen. Wir haben mittlerweile 200 Veranstaltungen absolviert mit 700 bis 2000 Zuschauern. Es tut gut, wenn die Show ankommt.