Oberhausen. .

Die Schmierereien mit neonazistischem Hintergrund haben im vergangenen Jahr in Oberhausen erheblich zugenommen. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz in Essen, der auch Straftaten in Oberhausen und Mülheim bearbeitet, verzeichnete für das zurückliegende Jahr 17 Vorgänge. Zum Vergleich: 2010 waren es fünf, 2011 sieben.

„Man darf allerdings nicht von bedrohlichen oder besorgniserregenden Zuständen sprechen“, erklärt Raimund Sandach, Sprecher der Essener Polizei. „Wir wissen, dass es eine rechte Szene gibt, und was Hakenkreuz-Schmierereien und Ähnliches betrifft, besteht ein Schwerpunkt im Oberhausener Norden.“

Im Norden der Stadt, in Sterkrade, treffen sich regelmäßig die rund 150 Mitglieder der „Word of Life“, einer freichristlichen Kirche. Ein Großteil der Gemeinde hat seine Wurzeln in Afrika. Nachdem im November Unbekannte Nazi-Sprüche und -Symbole an die Tür und die Außenfassade gesprüht hatten (die WAZ berichtete), gab es zunächst keine neuen Zwischenfälle.

Bis Anfang dieses Monats: Da wurden sechs Reifen an den zwei gemeindeeigenen Transportern zerstochen. Ob dies im Zusammenhang mit den Straftaten im November steht, ist nicht bekannt. Auszuschließen ist dies aber nicht.

Spontane Hilfe als Zeichen der Freundschaft

„Wir haben Anzeige erstattet“, sagt Sandra Jeremiah, Ehefrau von Pastor Peterson Jeremiah. Welche Hintergründe die Tat hat und ob der oder die Täter möglicherweise aus der Nachbarschaft kommen, darüber möchte sie keine Mutmaßungen anstellen.

Als die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Oberhausen am vergangenen Mittwoch von den Sachbeschädigungen erfuhr – Pastor Jeremiah war zu einem ACK-Treffen eingeladen worden – handelten die Kirchenvertreter spontan und spendeten der Word-of-Life-Kirche Geld. „Fünf neue Reifen konnten wir dafür kaufen, den sechsten haben wir selbst bezahlt“, berichtete Pastor Jeremiah gestern Morgen den Gläubigen, die sich zur Bibelstunde versammelt hatten. Klar, dass es dafür lautstarken Beifall gab.

Beifall ernteten auch Stadtdechant Peter Fabritz und Pfarrerin Ursula Harfst von der evangelischen Auferstehungs-Kirchengemeinde, die in ihren kurzen Grußworten noch einmal die Solidarität mit der Gemeinde bekräftigten.

„Wir sind alle Menschen. Wir sind Christen. Wir sind Kinder eines Gottes“, sagte Fabritz. Die spontane Hilfe sei als Zeichen der Freundschaft zu verstehen. Über den Rednern hing ein Plakat mit dem diesjährige Motto der Word of Life: „2013 – Mein Jahr der himmlischen Gnade.“