Oberhausen. . Herbert Bolten wirkt so unendlich ruhig und gelassen. Aber als er vom „Ermittlerblut“ spricht, beginnen seine Augen zu leuchten. „Natürlich“, sagt er „wollte man die Leute erwischen – besonders nach monatelangen verdeckten Ermittlungen.“ 43 Jahre lang war Bolten Polizist. „Davon 41 Jahre in Oberhausen“, erzählt er. Und um den Zahlen-Marathon komplett zu machen: Zuletzt leitete er 18 Jahre das Kommissariat zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität.

Ein unruhiger Job, nicht gerade eine Garantie für freie Wochenenden. Aber Herbert Bolten stand immer voll hinter seiner Arbeit. Genauso wie er stets überzeugter Oberhausener war und ist. Und als Polizist konnte er viel für seine Geburts- und Wohnstadt tun. „Ich bin einmal gefragt worden, welches Ziel ich mit meiner Arbeit verfolge“, erinnert er sich. Der 64-Jährige erzählt, dass er sich ein Motto der Oberhausener Müllabfuhr zu eigen gemacht hat. Das hieß damals: „Halte Deine Stadt rein.“

Herbert Bolten hat im Verborgenen gekehrt. Mit einem „sagenhaft guten Team“, wie er erzählt. Dabei entwickelte sich die Kriminalität wie auch die Gesellschaft. „Vor zehn Jahren hatten wir ein riesengroßes Rauschgiftverfahren“, erzählt Bolten. Damals vertrieb die mazedonische Mafia Heroin in ganz Europa. Einer der „Regionalfürsten“ saß in Styrum. „Offiziell war er Hausmeister“, so Bolten.

Hells Angels, Bandidos und andere Rocker-Gruppierungen im Fokus des Ermittlers

Später hatte das Kommissariat jahrelang mit Skimming-Verfahren zu tun. „Wir waren da sehr erfolgreich und konnten auch Täter verhaften“, berichtet Bolten von den Verbrechern, die illegal Daten von Kredit- und Bankkarten ausspähten. Danach standen Hells Angels, Bandidos und andere Rocker-Gruppierungen im Fokus des Kommissariates.

Ob er jemals Angst gehabt habe? „Nein“, sagt Bolten. „Ich bin auch nie bedroht worden, dumm angemacht allerdings schon.“ Nur, das Wissen über die Aktivitäten bestimmter Bürger der Stadt hatte schon auch Auswirkungen aufs Privatleben. Bolten: „Da habe ich meiner Frau schon mal gesagt, in das Restaurant gehen wir nicht.“

„Schutz- und Kriminalpolizei sind arg überlastet"

Und wie sieht der Gewerkschafter Bolten, das Mitglied des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, die Situation der Polizei heute: „Schutz- und Kriminalpolizei sind arg überlastet“, kritisiert Bolten. Besonders auch die Kriminalpolizei sei zu schwach aufgestellt. Dort brauche man mehr und spezialisiertes Personal. „Die Polizei tut nicht zu wenig“, sagt Bolten, „aber mit mehr Personal könnte sie noch mehr tun.“