Bombendrohung an Oberhausener Schule ist kein dummer Streich
•
Lesezeit: 2 Minuten
Oberhausen. Nach einer anonymen Bombendrohung im Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim ging nun auch eine Drohung im Oberhausener Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ein. Wer formuliert solche Drohnungen und was treibt die Täter an? Kriminalpsychologe Christian Lüdke spricht im Interview über Motive und Hintergründe.
Herr Lüdke, wieso löst man einen Bomben-Alarm aus und beunruhigt Schüler sowie Eltern und Lehrer ?
Christian Lüdke: Die Täter haben in den meisten Fällen ein mangelhaftes Selbstbewusstsein und gehören zum Typ Versager. Sie haben das Gefühl nicht wahrgenommen zu werden und immer im Schatten zu stehen. Mit so einer Aktion möchten sie einmal etwas Macht zu spüren bekommen und durch ihre Drohung im Mittelpunkt stehen.
Wie ist so eine Tat einzuordnen?
Lüdke: Das ist kein Dummejungenstreich, sondern da steckt schon kriminelle Energie hinter. Der Grundgedanke ist wie bei Terroristen, Angst und Schrecken zu verbreiten.
Einkaufszentrum evakuiert
1/38
Kann denn beispielsweise ein Jugendlicher die Tragweite einer solchen Drohung abschätzen?
Lüdke: Spätestens seit dem 11. September weiß doch jedes Kind, welchen Auswirkungen eine Bombendrohung hat. Wenn keine schwere psychische Erkrankung vorliegt, hat sich das Unrechtsbewusstsein bei jedem Menschen mit dem siebten Lebensjahr herausgebildet. Mit 14 Jahren ist man strafmündig. In seinem Innern wird der Täter also genau wissen, dass er etwas Unrechtes getan hat – auch wenn dieses Bewusstsein möglicherweise zeitweise von pubertärer Selbstüberschätzung überlagert wird.
Sind Jugendliche also besonders gefährdet?
Lüdke: Wenn ein Heranwachsender in seiner gleichaltrigen Bezugsgruppe kriminelle Tendenzen hat, kann er schnell davon infiziert werden. Dann findet er solch ein Verhalten womöglich ganz okay oder sogar cool.
Was kann man dagegen tun?
Lüdke: Präventiv agieren heißt hierbei in Bildung und Betreuung zu investieren. Denn häufig haben die Täter auch Bindungsstörungen entwickelt und können nicht mit Enttäuschungen umgehen. Ist es bereits zu spät für präventive Maßnahmen, bin ich für harte Strafen, die direkt fällig werden. Glücklicherweise ist die Aufklärungsquote bei diesen Taten recht hoch.
Wäre nicht etwas mehr Gelassenheit bei dieser Problematik angebracht?
Lüdke: Nein. Es geht darum, gefährdetes Menschenleben zu schützen. Deshalb muss die Polizei bei jeder Bombendrohung so tun, als wäre es eine reale Gefahrensituation. Niemand würde die Verantwortung übernehmen wollen, wenn es dann doch einmal kein falscher Alarm ist.
Ist nun mit weiteren Trittbrettfahrern zu rechnen?
Lüdke: Es kann durchaus sein, dass ein anderer Täter an einem anderem Ort aktiv wird. Wenn, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es innerhalb der nächsten Tage passiert.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.