Warum wir nicht sofort über die Bombendrohung im Rhein-Ruhr-Zentrum berichteten
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Essen. Nach der Räumung des Rhein-Ruhr-Zentrums in Mülheim haben einige Leser unsere Berichterstattung kritisiert. Gerüchte über eine Bombendrohung kursierten bereits kurz nach Beginn der Evakuierungsaktion. Auf Wunsch der Polizei haben wir die Drohung zunächst nicht erwähnt. Chefredakteur Thomas Kloß erklärt, warum.
Die Polizei in Mülheim hat am Sonntag das Rhein-Ruhr-Zentrum komplett geräumt. Komplett, das heißt: Rund 10.000 Menschen mussten das Gebäude verlassen. Ein Großeinsatz für die Sicherheitskräfte, ausgelöst durch eine Bombendrohung, die beim Bundesverfassungsschutz eingegangen war. Doch die offizielle Begründung der Polizei hieß: Wir evakuieren wegen eines technischen Defekts.
Natürlich sickern Informationen durch. Eine Bombendrohung spricht sich rum, und auch wir wurden bald von zahlreichen Lesern bei Twitter darauf angesprochen. Dennoch haben wir uns entschieden, zurückhaltend zu berichten.
Die Polizei befürchtete eine Massenpanik
Diese Entscheidung unserer Redaktion ist bei einigen Lesern auf Unverständnis gestoßen, das sie beispielsweise via Facebook geäußert haben. In der Tat war es für uns keine Entscheidung, die man schnell oder leichtfertig trifft: Natürlich sind wir als Journalisten in allererster Linie unseren Lesern verpflichtet. Sie schnell und akkurat zu informieren, ist unsere Pflicht. Wenn wir dann einmal etwas wissen, aber nicht sofort berichten, muss das schon schwerwiegende Gründe haben. Und die gab es in diesem Fall.
Wir alle erinnern uns noch heute mit Grauen an die Massenpanik bei der Duisburger Loveparade und ihre tödlichen Folgen. Einige der Kollegen, die am Tag dieser Katastrophe im Dienst waren, waren am Sonntag auch für die Berichterstattung zum Rhein-Ruhr-Zentrum verantwortlich. Und wenn in einem solchen Fall die Polizei sagt: Wir befürchten eine Panik, bitte helft uns, das zu verhindern – dann ist Zurückhaltung die richtige Entscheidung.
Unsere Aufgabe ist Journalismus. Die Aufgabe der Polizei ist es, die Öffentlichkeit zu schützen. Und ob da das Wort „Bombendrohung“ als unbestätigtes Gerücht kursiert oder von einem Massenmedium verbreitet wird, hat eine völlig andere Dimension, mit völlig unterschiedlichen Folgen.
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