Oberhausen. Edda Wischermann eröffnete ein Hotel in Sterkrade. Dem neuen Jahr blickt sie mit Spannung entgegen

Mit 70 Jahren genießen die meisten Oberhausener ihren Ruhestand und gehen nach getaner Lebensarbeit eher ihren Hobbys nach. „Nicht mit mir“, dachte sich Edda Wischermann. Sie hat den Sprung zurück in die Geschäftswelt gewagt und im Juni ein kleines Hotel, das „INNsel 26“, eröffnet. „Es war die absolut richtige Entscheidung“, schaut sie zurück auf ein anstrengendes Jahr 2012 und blickt mit Spannung auf das neue.

Damit Edda Wischermann Chefin des einst als „Hubertushof“ bekannten Hotels an der Inselstraße werden konnte, musste zunächst der Zufall etwas mithelfen. „Über meinen Sohn bin ich hier gelandet. Er vertrat als Rechtsanwalt den vorherigen Eigentümer. Als dieser plötzlich verstarb, hat mein Sohn einen Teil des Hotels geerbt“, so Wischermann.

„Davor habe ich lange Jahre allein in Ostfriesland gelebt. Meine Kinder und Enkelkinder wollten aber immer, dass ich zurück nach Oberhausen komme.“ Mit dem Hotel und der Idee, es zu übernehmen, hatte nun auch Edda Wischermann den Antrieb und vor allem eine Aufgabe. „Ich brauche ja schließlich auch etwas, das mich beschäftigt hält.“

Das Haus musste komplett saniert werden

Doch bevor Wischermann überhaupt an die ersten Gäste denken konnte, stand zunächst ein Totalumbau an. „Das Haus musste komplett entkernt werden. Die Bausub­stanz war marode, und die verlegten Leitungen waren hoffnungslos veraltet.“ Denn das Haus an der Inselstraße, Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet, war in den vergangenen Jahrzehnten nicht saniert worden.

Spurlos ist der ganze Trubel nicht an ihr vorübergegangen. „Sieben Kilo habe ich während der Umbauarbeiten abgenommen.“ Kein Wunder, half sie doch den Handwerkern tatkräftig mit, machte schnell Besorgungen im Baumarkt und wuselte auch sonst gerne auf der Baustelle umher. „Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Alter noch einmal so viel Gewicht verliere“, ergänzt Wischermann mit einem Lachen.

Am 16. Juni war es dann so weit, die Hotelpforten öffneten für die ersten Übernachtungsgäste. Acht Doppelzimmer sind vorhanden, das Studio im Dachgeschoss bietet Raum für bis zu fünf Personen. „Ich wollte eigentlich immer ein Café haben. Dieser Wunsch ist mir leider nie in Erfüllung gegangen.“

Wenn man Edda Wischermann aber so in ihrem Reich sieht, scheint sie gar nicht böse drum zu sein, wie es jetzt gekommen ist. „Natürlich war es auch in finanzieller Sicht ein Wagnis“, räumt Wischermann ein. „Unsere Erwartungen wurden aber schon sehr schnell übertroffen. Dass sich der Erfolg so früh einstellt, damit hat keiner gerechnet.“

Gäste sollen sich heimisch fühlen

Monate im Voraus werden Zimmer gebucht. „Mancher hat sogar schon für die nächsten fünf Oberhausen-Besuche bei mir reserviert.“ Zudem hagelt es positive Rückmeldungen. „Ich habe sogar schon eine Urkunde als bestbewertetes Hotel von der Internetseite hotel.de bekommen. Darauf bin ich richtig stolz.“

Doch was ist Edda Wischermanns Erfolgsrezept? „Die Gäste sollen sich hier wie zu Hause fühlen. Darauf lege ich auch großen Wert.“ So wird jeder Gast direkt an der Tür persönlich empfangen. „Einfach nur den Knopf drücken, das kommt bei mir nicht in Frage.“

Und damit die familiäre Atmosphäre auch bleibt, legt sich die 70-Jährige ordentlich ins Zeug. „Für einen Ingenieur, der immer sehr früh raus musste, bin ich um halb fünf am Morgen aufgestanden. Ich wollte ja schließlich nicht, dass er ohne Frühstück zur Arbeit geht.“

Dieser Einsatz zeigte gegen Ende des Jahres aber doch langsam Wirkung. Darum entschied sich Edda Wischermann, das Hotel über Weihnachten und Neujahr zu schließen. „Ich nehme mir die Zeit, um meine Akkus voll aufzuladen. Schließlich will ich 2013 wieder durchstarten.“