Oberhausen. . Mit erstaunlichen Täuschungsmanövern räumen Gäste ganze Hotelzimmer in Oberhausen leer. Sogar Fernseher und Schuhputzmaschine sind plötzlich weg. Ein Trend, der immer mehr zunimmt. Der Hotelverband rät zu Anzeigen, um vermeintliche Diebe abzuschrecken.
In Oberhausener Hotels klauen Gäste nicht nur Kleinigkeiten: Immer wieder verschwinden nach Angaben von Hoteliers ungewöhnliche und sehr teure Gegenstände. Aschenbecher, Duschzeug und Handtücher – dass solche Dinge ohne Bezahlung mitgenommen werden, gehört für Hotelbetreiber wie Marie-Luise Braun zum Alltag.
Doch die Inhaberin des Hotels „Zum Rathaus“ hat auch noch dreistere Diebstähle hinnehmen müssen. „Einmal hat man uns den Dusch- und Wasserhahn im Zimmer abmontiert.“ Danach hatte ein Mann mit einem ausgefuchsten Trick einen ganzen Fernseher aus dem Hotel geschmuggelt.
Seriöser Diebstahl
„Er kam mit einem Paket ins Hotel und betonte mehrfach, dass er öfter Post bekomme und man diese an der Rezeption annehmen solle. Wir haben ihn daher für einen seriösen Geschäftsmann gehalten.“
Als der Gast das Hotel am Folgetag wieder mit dem Paket verließ, dachte sich Marie-Luise Braun nichts dabei. Ein Fehler: Der Fernseher des Hotelzimmers befand sich darin. Gefasst werden konnte der Dieb nicht. Er hatte nur mündlich ein- und ausgecheckt. „Das war eine Dummheit von mir. Ich hatte so einen trubeligen Tag, da wollte ich erst bei der Ausreise den Namen erfassen“, ärgert sich Hotelinhaberin Braun noch immer.
Mysteriöse Umstände
Im „Hostel Veritas“ verschwand unter mysteriösen Umständen eine schwere Schuhputzmaschine. „Sie hatte die Form eines Hundes und wurde Paul genannt“, berichtet Mitarbeiter Simon Gerhards. Eine Maschine also, die für das Hostel-Team nicht nur einen finanziellen, sondern auch einen emotionalem Wert darstellte. Wie der Dieb diese Kuriosität mitgenommen hat, ist der Belegschaft immer noch ein Rätsel. „In einen Rucksack hätte Paul jedenfalls nicht gepasst“, meint Gerhards.
Von zitronengelb zu schneeweiß: Eine besondere Art der Diebstahl-Prävention setzt gerade das Hotel „Zur Bauernstube“ um: Man wechselt hier die Handtücher komplett aus. „Unsere Handtücher haben so eine schöne, strahlend gelbe Farbe, dass sie ständig von unseren Hotelkunden mitgenommen werden“, erzählt Inhaber Bernd Schur. Textilien will er daher zukünftig wieder in weniger beliebten Farben, wie weiß, kaufen.
In der „Bauernstube“ wurden aber nicht nur Handtücher gestohlen: Ein Profi-Gauner-Paar quartierte sich für vier Tage ein. Am dritten Tag waren beide allerdings verschwunden – samt Hotelzimmer-Inventar. „Alles, außer den Möbeln, haben die mitgenommen: Kissen, Federbetten und Dekoration“, erinnert sich Schur. Das Paar wurde später durch Zufall von der Oberhausener Polizei gefasst.
Viele Hotels geben kleinere Diebstähle nicht mehr der Polizei an. Der Aufwand sei zu groß.
Dagegen rät der Hotelverband zur Anzeige. „Als Abschreckung“, sagt der Jurist Thomas Kolaric.