Oberhausen. Das Centro ist ein Besuchermagnet, in der Vorweihnachtszeit ganz besonders. Aber es gibt nur zwei Wege, die zum Einkaufszentrum in Oberhausen führen. “Nichts geht mehr“ heißt es deshalb an den Samstagen im Advent. Verkehrschaos ist programmiert: Szenen einer Nord-Süd-Fahrt im Selbstversuch.
Centro schlägt Brandenburger Tor, Phantasialand und Kölner Dom. Genauso könnte die Schlagzeile lauten. Denn im deutschlandweiten Ranking der Social-Media-Plattform Facebook war Europas größtes Einkaufs- und Freizeitzentrum einer der am häufigsten besuchten Orte in diesem Jahr. Nur die Reeperbahn und die Münchner Allianz Arena zählten mehr Besucher.
Mekka der Shopping-Jünger
Das Centro als Besuchermagnet ist für Oberhausen eine wirklich frohe Botschaft. Aber alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit entwickelt sich der Einkaufs-Tempel mit seinen attraktiven Angeboten plus großem Weihnachtsmarkt zum Mekka der Shopping-Jünger, die auch weite Anfahrtwege in Kauf nehmen.
Und dann stehen sie unweigerlich im Stau. Denn, mögen auch alle Wege nach Rom führen, zum ungeheuer beliebten Centro führen exakt zwei: die A 42 und die A 516 (Konrad-Adenauer-Allee). An Samstagen oder verkaufsoffenen Sonntagen könnte hier die Schlagzeile nur noch lauten: „Nichts geht mehr.“
Centro rüstet sich für Ansturm
Wer auf der A 42 an so einem Tag lustig auf der linken Spur Richtung Dortmund brettert, bedauert die armen Menschen auf der rechten Fahrbahn. Da stehen sie in ihren Pkw bis fast zur Ausfahrt OB-Mitte. Und die 516? Oh je: Ortskundige Oberhausener meiden sie wie der Teufel das Weihwasser. Das Centro rüstet sich derweil für den nächsten Wochenend-Ansturm. „Wir setzen 40 Leute mehr ein als sonst“, sagt Centro-Sprecher Jens Knetsch.
40 Leute, die die Besucher so gut wie möglich zu noch freien Parkplätzen geleiten, um ein Geknubbel zumindest auf dem Gelände zu vermeiden. Knetsch rät den Gästen, zeitig los zu fahren: „Auf der Konrad-Adenauer-Allee gibt es eine dreispurige Abbieger Richtung Centro.“ Genutzt würde meist nur eine. Knetsch weist auch auf einen dritten Weg zum Centro hin: über Essen-Frintrop.
Topmodel Lena Gercke im Centro
Unfreiwillig ins Verkehrschaos - der Selbstversuch
Na gut, Essen-Frintrop wäre für mich keine Option, eher die A 59 über Duisburg. Aber hinterher ist man ja immer schlauer – und so geriet ich unfreiwillig mitten hinein ins adventliche Verkehrs-Chaos rund ums Centro. Ein Termin führte mich am Samstagnachmittag nach Schmachtendorf. Kein Problem. Stadtauswärts.
Auf der Gegenfahrbahn: Endlose Blechlawinen ergossen sich über die Konrad-Adenauer-Allee, schlichen in die Essener Straße, fluteten die A 516. Auf der zweispurigen Autobahn standen drei Reihen Autos wie festgewachsen. Kennzeichen aus dem gesamten Umfeld, aus Holland und wer weiß woher noch feierten ein Stelldichein: Stille Nacht!
Schleichweg durch Osterfeld
Für mich war klar: Zurück fahre ich nicht über die A 516. Ich entschloss mich für einen Schleichweg durch Osterfeld. Schleichweg – das durfte ich hier wörtlich nehmen. Am Revierpark Vonderort vorbei ging’s zügig, dann wollte ich an der Pankratiuskirche links in die Osterfelder Straße einbiegen, um mich am Centro vorbei zur Mellinghofer Straße und über kleine Gässchen nach Styrum durchzuschlagen. Soweit die Theorie. In der Praxis bewegte sich schon auf der Bottroper Straße nichts mehr – abgesehen von den Ampellichtern, die aber nur den ellenlangen Stau in wechselndes Licht tauchten. Wie war das mit der Schlagzeile: Nichts geht mehr!
Eine Alternative musste her: Ich schummelte mich aus der Schlange. Ab durch Osterfeld, zurück nach Sterkrade, über Biefang, Buschhausen und Lirich nach Styrum.
Eineinhalb Stunden Fahrt
Nach knapp eineinhalb Stunden stand ich vor der Haustür, hatte eine Stadtrundfahrt und etliche Kilometer Umweg hinter mir: Nie wieder an einem Samstagnachmittag im Advent vom Norden in den Süden!
