Oberhausen. . Immer wieder ertrinken Kätzchen in Wasserbecken auf einem RAG-Gelände an der Bebelstraße. Auf dem unwegsamen Gelände, dessen Betreten verboten ist, spielen auch regelmäßig Kinder, die über die Zäune klettern. Bisher hat die RAG nichts unternommen, um die gefährlichen Becken zu sichern.
So klein und doch ein ausgewachsener Unglücksrabe. Ein schwarz-weißes, etwa zehn Wochen altes Kätzchen stürzte wahrscheinlich am Samstag in eines der Wasserbecken auf dem RAG-Gelände an der Bebelstraße. Dabei hatte das Pelztier Glück im Unglück. Das Becken war nicht gänzlich mit Wasser gefüllt. Deshalb reihte sich die Kleine nicht in die Reihe der Samtpfoten ein, die in dem kalten Nass bereits jämmerlich ertrunken sind.
Kinder quälen die Katzen
Tierfreund Werner Busch, der die wilden Katzen regelmäßig füttert, erzählt, dass viele in den Becken zu Tode gekommen seien. Busch: „Die Kinder aus den Hochhäusern bewerfen die Katzen mit Steinen und Knüppeln, die Tiere erschrecken sich und fallen ins Wasser.“ Einmal hätte ein Stein einen Kater so getroffen, dass er gleich tot gewesen sei. Ein anderes Mal sei auf dem Gelände eine Katze aufgehängt worden.
Christa Rimkus vom Tierschutzverein bestätigt Buschs Horrorgeschichten. „Die Kinder klettern über die Zäune und jagen die Katzen“, sagt sie. Es müsste verhindert werden, dass Tiere oder Kinder ins Wasser fallen können, so ihre Forderung nach Netzen für die Becken. Der Tierschutzverein wolle die Tiere außerdem kastrieren, um weiteres Katzenelend zu verhindern. Doch auch das sei nicht einfach, weil die RAG niemanden gern auf das unwegsame Gelände ließe.
Gelungene Rettungsaktion
RAG-Sprecher Christof Beike dazu: „Das Wohl der Menschen ist uns in diesem Fall wichtiger als das der Tiere.“ Da fragt man sich sofort: Und was ist mit den Kindern? Die könnten natürlich auch in die Becken fallen. Und könnten, selbst wenn sie schwimmen könnten, genauso jämmerlich ertrinken wie die Katzen. Beike will nun nach einer ersten Anfrage, die vor Monaten zum Thema Katzen von der WAZ gestellt wurde, erneut eine an die Verantwortlichen weiterleiten.
Katze aus Becken geholt
Selbst für das kleine Kätzchen, das sich auf die trockene Fläche des Beckens retten konnte, hätte es zwischen hohen Mauern kein Entkommen gegeben. Wäre nicht Busch aufgefallen, dass in den Reihen seiner Lieben der Zwerg fehlte, die kleine Schwarz-Weiße hätte verhungern müssen. Doch Busch machte sich auf die Suche und entdeckte das Kätzchen am Sonntag.
Daraufhin alarmierte er die Katzenhilfe Oberhausen. Katzenfänger Michael Brandt rückte sofort mit einer Falle an. Die nun auf das Gelände und dann noch über eine Leiter in die Tiefe zu bekommen, war gar nicht so einfach. Klappte aber. Nur, dass das völlig verängstigte kleine Tier nicht in die Falle ging. Was tun? „Die Katze ist bestimmt schon stark unterkühlt“, schätzte Brandt. Unmöglich, länger zu warten. Sein nächster Schachzug: der Kescher. Mit Hilfe von Busch, der in Stierkämpfermanier mit einer großen Decke dem Kätzchen den Weg ins Wasser abschnitt – nicht, dass es in seiner Panik noch in den gefluteten Teil geflüchtet wäre – stülpte Brandt den Kescher über die Katze.
Der kleine Patient ist wohlauf
Heikel war es dann noch, die völlig wilde Katze in den Transportkorb zu setzen. Mit viel Ruhe und einem geschickten Nackengriff gelang Brandt auch das. Anschließend brachte er das in der Tat stark unterkühlte und unter einem schlimmen Schock stehende Tierchen zur medizinischen Versorgung in die Tierklinik Asterlagen. Dort konnte man am Montag vermelden, der kleine Patient sei wohlauf. Ein Glück. Denn wie hat Mahatma Gandhi gesagt: „Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt.“
Tierschützer könnten sich auch schräg aus dem Wasser nach oben führende Bretter oder Leitern als Rettungswege für Mensch und Tier vorstellen.
Besonders oft fallen Welpen ins Wasser, wenn sie ihren Müttern auf die warmen Rohre folgen, die längs der Becken verlaufen.