Oberhausen.

Ab wann darf ich selbst entscheiden, was ich mit meinem Taschengeld mache? Wie läuft es, wenn ich ein defektes Smartphone umtauschen will? Und wie sieht das eigentlich mit der Notwehr aus? Wenn Richter Hagen Diepolder vom Duisburger Landgericht an die Theodor-Heuss-Realschule kommt, dann sind es Fragen wie diese, die die Schüler stellen. Einmal in der Woche trifft sich die Rechtskunde-AG der 10. Jahrgangsstufe, dann hat der erfahrene Jurist auch zu (fast) allem eine Antwort parat.

Vom Strafrecht bis zur Reklamation

Seit 2003 ist Diepolder dabei. „Damals habe ich ein E-Mail-Rundschreiben im Gericht gesehen und mich daraufhin gemeldet.“ Da es ihm sehr viel Freude bereitet, ist er dabei geblieben. „Ich mache schon von Jahr zu Jahr etwas Neues. Aber es gibt natürlich Grundlagen, die ich jedes Jahr versuche durchzugehen.“ So werden Themen wie das Strafrecht angeschnitten, etwa ab welchem Alter man für begangene Straftaten belangt werden kann oder wie es mit Reklamationen im Einzelhandel aussieht.

„Die Stofffülle ist schon immens, so dass man nur Auszüge geben kann. Das Jura-Studium dauert vier Jahre. Wir haben zehn Unterrichtsstunden Zeit.“ Wenn es klappt, soll eine Stunde lang ein Schwerpunkt auf den Rechtsextremismus gelegt werden. „Ich bin jedes Mal wieder verblüfft, wie schnell das vorbei ist.“

Bei den Schülern kommt die Arbeitsgemeinschaft richtig gut an. „Man lernt dadurch etwas für die Zukunft und weiß auch, welche Konsequenzen die eigenen Taten haben könnten“, sagt die 14-jährige Patricia Pflanz. „Ich finde es zudem richtig gut, dass alles an Beispielen festgemacht wird.“ Denn Diepolder zieht immer reale Fälle heran.

Ausflug zum Amtsgericht

„Es ist wirklich gut zu wissen, welche Rechte man hat“, sagt Melike Özen (16). Auch Betül Akca (17) kann da nur zustimmen. „Vor allem die Unterhaltungen sind interessant.“

Auf eine Sache freut sich Patricia Pflanz schon besonders. „Am Ende unserer AG werden wir einen Ausflug zum Amtsgericht machen. Das wird sicher interessant, vor Ort zu erleben, wie so eine Verhandlung abläuft.

Für den stellvertretenden Schulleiter Hans-Egbert Prior ist das eine runde Sache. „Da nicht alle unsere Schüler Sozialwissenschaften haben, kommen die meisten überhaupt nicht in Kontakt mit dem Thema Rechtskunde. Deswegen haben wir uns überlegt, da etwas zu machen.“ Weil das Justizministerium des Landes bereits seit Längerem die Möglichkeit für so eine Rechtskunde anbietet, hat Prior nicht lange gezögert.

Auch ein weiter Aspekt spreche für die AG. „So ein freiwilliger Einsatz macht bei dem zukünftigen Arbeitgeber auch einen guten Eindruck. Das ist ja auch eine Art von Weiterbildung“, weiß Prior. Am Ende der AG gibt es für die Schüler nämlich einen Leistungsnachweis.