Oberhausen..

Jan, Alessia, Melek und Luca sind Teenager. In diesem Sommer wollen sie die englische Hauptstadt London kennenlernen. Sie freuen sich schon riesig, das Ganze ist für die Mädchen und Jungen ein großes Abenteuer, ganz cool. So weit, so normal.

Aber ganz so normal ist diese Reise denn doch nicht, auch wenn sie dazu dienen soll, dass etwas zur Alltäglichkeit wird: Nämlich dass nicht behinderte wie Jan und behinderte Menschen wie Alessia, Melek und Luca zusammen leben, etwas zusammen machen, die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Inklusion eben.

"Inspiration"

„Inspiration“ heißt das vom Behinderten-Sportverband NW initiierte Projekt, bei dem sich 40 Jugendliche aus Oberhausen – Förder- und Regelschüler – aufmachen werden zu den Paralympics, die Ende August in London nach den olympischen Spielen beginnen. Die 15- bis 18-jährigen Schüler werden nicht selbst bei den Wettkämpfen antreten. Sie wollen die Spiele für die behinderten Sportler als Zuschauer und eine der aufregendsten Hauptstädte Europas erleben.

Schüler und Lehrer der Rheinischen Förderschule Sterkrade, der Gesamtschule Weierheide und Mitglieder des Behindertensports Oberhausen sind dabei. Außerdem: 20 Jugendliche, „die ein freiwilliges soziales Jahr oder ihren Bundesfreiwilligendienst absolvieren“, berichtet Ursula Thomaschewski, Sprecherin des Behinderten-Sportverbands, „sie bekommen für die Reise Ausbildungspunkte angerechnet“.

Vor dem Start Ende August soll nun zusammenwachsen, was bisher getrennt ist: Zum Beispiel bei einem gemeinsamen Tanzworkshop, der vor einigen Tagen in der Turnhalle der Rheinischen Förderschule stattfand. Tanzen ist bekanntlich eine universelle Sprache und verbindet: John Little, ehemals Darsteller beim Musical „Starlight Express“ und heute Tanzpädagoge und Fitness-Trainer, beweist, dass eine Einheit werden kann, was so verschieden ist: „Hepp, und los geht’s“, fordert der 45-jährige Little zu den Klängen eines Hip-Hop-Songs auf.

Gemeinsam das Tanzbein schwingen

Rolli-Fahrer, autistische Jugendliche oder solche mit Down-Syndrom oder Körperbehinderung und, ja, die „Normalos“, reißen im Takt die Arme hoch, klatschen, bewegen sich rhythmisch. Aber wenn die Musik aus ist, bricht die Einheit wieder auf, bilden sich automatisch wieder die Grüppchen. Jörn Derißen, Vorsitzender des Behindertensportvereins Oberhausen, lächelt. „Es ist noch viel zu tun.“ Bei dem Projekt, so Derißen, müssten auch die Erwachsenen, die das Ganze begleiten, zum Teil umdenken lernen. Sportlerdenke trifft auf Pädagogenansatz.

Aber es wächst, mit Geduld und Spucke. Seit September 2011 treffen sich die Teilnehmer jeden Mittwoch in der LVR-Förderschule, um die Fahrt vorzubereiten. Und dann gibt es Erfolgserlebnisse wie diese: In der Medien-AG meint ein Schüler, dass er ja nicht schreiben könne. „Aber Du kannst gut formulieren“, antwortet ein anderer. Und die beiden arbeiten zusammen am Computer.

„Unter den Regelschülern sind sicher auch welche dabei, die einfach bei dem Projekt mitmachen, weil sie so preisgünstig nach London kommen“, sagt Jörn Derißen. „Aber das macht nichts, auch die lernen etwas bei de Experiment, auch sie verändern sich.“ Nachhaltig.