Oberhausen. Oberhausener Verein „Kinderdorf Rio“ bewahrt Straßenkinder vor Kriminalität. Vor 45 Jahren begann Martin Krumscheid in Brasilien mit der wichtigen Hilfe.

Oberhausen und Rio de Janeiro – zwei Städte, die nicht viel gemeinsam haben. Trotzdem verbindet beide ein starkes Glied: Der Verein „Kinderdorf Rio“ wurde in Oberhausen gegründet und hilft seit nunmehr 45 Jahren in Armut lebenden Kindern und Familien in der Hauptstadt Brasiliens.

Ins Leben gerufen wurde der Verein 1967 mit der Idee, eine Handwerkerschule in Rio aufzubauen. Vor Ort wurde den Gründungsmitgliedern aber klar, dass es in Brasilien an mehr mangelt als an Bildungschancen. Mit Hilfe des brasilianischen Partnervereins „Aldeia de Crianca Alegre“ begann man, sich für die Straßenkinder Rios zu engagieren.

Umbruch in 2009

Die Arbeit konzentrierte sich zunächst auf den Bau von Kinderdörfern; vier wurden bis zum Jahr 2000 errichtet. Dort fanden elternlose Kinder und jene aus risikoreichen Familien ein neues Zuhause. Zudem flossen Gelder in den Aufbau von Schulen, Gesundheitszentren und Kindertagesstätten.

„2009 gab es dann aber einen großen Umbruch“, berichtet Martin Krumscheid (60), der seit 1978 hauptamtlicher Mitarbeiter des Vereins ist. Ein neuer gesetzlicher Beschluss in Brasilien habe vorgeschrieben, dass keine Kinder mehr dauerhaft in Heimen leben dürften. „Und in Brasilien werden die Kinderdörfer als Heime gesehen“, erklärt Krumscheid weiter. „Kinderdorf Rio“ musste seine Arbeit folglich neu strukturieren.

Familienzentren statt Kinderdörfer

„Jetzt stehen kreative und sportliche Angebote in Familienzentren im Mittelpunkt.“ Für diese Spenden zu sammeln, sei aber weitaus schwieriger als für Kinderdörfer. „Den Menschen ist nicht klar, wie wichtig diese Freizeitangebote in Brasilien sind, aber sie können Jugendliche vor einer kriminellen Karriere im Drogenmilieu schützen“, so Martin Krumscheid.

In Oberhausen und in ganz NRW betreibe der Verein vor allem „Bewusstseinsarbeit“. „Wir klären zum Beispiel an Schulen über die Situation in Brasilien auf und stellen Unterrichtsmaterial zur Verfügung“, berichtet Krumscheid.

Freiwilligenarbeit in Brasilien

Interessenten im Alter von 18 bis 25 Jahren bietet der Verein außerdem die Möglichkeit, einige Wochen Freiwilligenarbeit in Brasilien zu leisten. Er arbeitet dabei mit dem Verein „Aldeia Global“ zusammen (Infos: www.aldeia-global.de). „Viele, die diese Erfahrung gemacht haben, werden anschließend Vereinsmitglied“, so Krumscheid.

Derzeit sind vier Hauptamtliche und bundesweit 77 Ehrenamtliche für „Kinderdorf Rio“ aktiv.