Oberhausen. . Eine Welle an Diebstählen und Einbrüchen auf Baustellen und in Betrieben plagt das Oberhausener Handwerk. Der Schaden ist mittlerweile im sechsstelligen Bereich. Nun fordern die Unternehmer von der Polizei eine „Soko Handwerk“.
150 Meter Kupferkabel weg, ein Ford Transit weg, eine 100 Kilo schwere Putzmaschine weg – das Oberhausener Handwerk erlebt eine Welle an Diebstählen und Einbrüchen auf Baustellen und in Betrieben. Der Schaden geht in die Hunderttausende. Die Unternehmer fühlen sich dabei von der Polizei regelrecht im Stich gelassen. Die Handwerkerschaft fordert nun eine Spezialtruppe, eine „Soko Handwerk“ – und mehr Polizei-Streifen auf Baustellen.
„Wir erhalten Beschwerden von vielen unserer Handwerksunternehmen über Einbrüche mit großem Schaden für die Firmen, nicht nur auf Baustellen“, sagt Barbara Pezzei, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Oberhausen. „Diebstähle und Einbrüche werden bei der Polizei leider oft nur als reine Verwaltungsakte behandelt.“
Vertrauen auf dem Tiefpunkt
Für Peter Geese, Sprecher des Initiativkreises Handwerk Oberhausen, schreckt die Polizei mögliche Täter zu wenig ab und bagatellisiert Verbrechen. „Unser Vertrauen in Polizei und Justiz ist auf dem Tiefpunkt.“
Die Lage für das Handwerk sei ernst: Verluste der mittelständischen Wirtschaft durch Einbrüche und Diebstähle bezeichnet Geese als „riesig“ – mit schlimmen Folgen. „Sie gefährden zunehmend die derzeit 20 000 Arbeitsplätze in Mülheim und Oberhausen.“ Denn die Versicherungen der Handwerker zahlen oft nicht — oder verlangen nach zwei, drei Vorfällen horrende Prämien.
Um die Einbrüche einzudämmen, fordert das Oberhausener Handwerk die Bildung einer Sonderkommission (Soko) und beklagt: Die Polizei-Führung verweigert die Mitarbeit bei konstruktiven Vorschlägen gegen Kriminalität.
Wird denn derzeit bei Einbrüchen und Diebstählen gründlich genug ermittelt? Nein, sagen die Handwerker, die Polizeiarbeit sei miserabel: „Die Polizei kommt raus, nimmt den Schaden auf, nach vierzehn Tagen bekommt man den Bescheid: Ermittlung eingestellt – und das war es dann“, schildert Johannes Hühnerschulte (Albert-Schmidt GmbH) seine Erfahrungen mit einem enttäuschten Schulterzucken. „Das, was viele kritisieren, ist: Die Polizei nimmt den Fall auf und danach hört man nichts mehr davon“, bemerkt Pezzei.
Immer wieder berichten die Betroffenen, wie die Polizei vorhandenen Spuren und konkreten Hinweisen nicht nachgangen sei, wie zäh der Prozess bis zur Festnahme selbst in solchen Fällen verlaufen sei, in denen die Täter in eine laufende Überwachungskamera grinsten oder das Kennzeichen des Täterfahrzeugs deutlich zu sehen war.
Nicht immer sei die Schuld bei der Polizei selbst zu suchen. „Die Rechtsverfahren sind zu umständlich und langwierig. Zudem fehlt der Polizei das Personal, um auf der Straße Präsenz zu zeigen“, sieht Pezzei schwere Versäumnisse der Politik im Land und im Bund.
Jüngst hatte CDU-Vorsitzender Wilhelm Hausmann die Polizei kritisiert und eine heftige Debatte ausgelöst. Er bemängelt eine sehr niedrige Aufklärungsquote bei Taschendiebstählen und Wohnungseinbrüchen. Nun heißt es von Seiten der Wirtschaft: „Die Polizeipräsidentin sollte die Lage nicht mit Statistiken schön reden, sondern durch entschiedenes Auftreten und Ermittlungserfolge das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden wiederherstellen“, meint Geese.