Oberhausen. .
Wenn sich ein Kammerorchester mit dem Namen „Amadé“ schmückt, dann ist das auch irgendwie Programm. Bevor es sich aber im zweiten Sinfoniekonzert den Werken des Namenspatrons zuwandte, machte das Kammerorchester unter der Leitung von Frieder Obstfeld erst einmal bei Bach Station. Dessen erste Orchestersuite ist Unterhaltungsmusik für eine Gesellschaft die diesen Begriff noch nicht mit der Vorstellung von Trivialität verband.
Und so wurde auch musiziert: Durchsichtige Klarheit und Plastizität des Stimmengewebes und beredte Musizierfreude vermittelten den Eindruck einer geistreichen Konversation kluger Leute. Das Publikum dankte für den Vortrag mit auffallend langem Beifall, obwohl das Werk im Vergleich zu den anderen Orchestersuiten Bachs das am wenigsten spektakuläre ist.
Wehmütige Erinnerungen
Das neunte Klavierkonzert Mozarts, geschrieben für die Pianistin Victoire Jenamy, aber durch einen Lesefehler mit dem Beinamen „Jeunehomme“ etikettiert, ist in mehrfacher Hinsicht zukunftsweisend: Technisch außergewöhnlich schwierig und formal Züge vorwegnehmend, die später z.B. von Beethoven aufgegriffen werden. Vor allem aber kommt bei Mozart ein subjektiver und doch allgemein-menschlicher Ausdruck hinzu, welcher der Musik eine bis dahin nicht bekannte psychische Dimension erschließt. Wie Dirigent Frieder Obstfeld hier jedes Motiv, jede Phrase modelliert und gewissermaßen auf die existenzielle Substanz zurückführt, ist Mozart in Vollendung.
Wirkte der glänzende Pianist Anatol Ugorski dagegen im ersten Satz mitunter etwas vordergründig, so schöpfte er die Tiefen des zweiten Satzes voll aus, die Solokadenz wurde zu einer Meditation, gewissermaßen der Urgrund für die hektische Lebensgier des letzten Satzes.
Als Zugabe nach einem ungetrübt schönen Rondo A-Dur servierte das Ausnahmeorchester ein Scarlatti, wie man ihn selten hört: langsam, zergrübelt, die elegante „italianitá“ allenfalls eine wehmütige Erinnerung.
Besinge, Zunge, das Geheimnis
Federleicht und spritzig die 33. Sinfonie in B-Dur. Typisch der Hintersinn in der Durchführung des ersten Satzes, in der ein von Mozart und auch anderen Komponisten häufig verwendetes gregorianisches Motiv aus der Hymne „Pange Lingua“ des Thomas von Aquin auftaucht: „Besinge, Zunge, das Geheimnis.“
In der Kammerphilharmonie Amadé haben sich im Sommer 1997 junge Musikerinnen und Musiker aus ganz Europa zusammengeschlossen. Unter der Leitung von Frieder Obstfeld treffen sie sich in laufender Projektarbeit, um Musik vom Barock bis zur Moderne aufzuführen.
In wenigen Jahren formte der Dirigent Amadé zu einem Ensemble, das inzwischen den Ruf eines der führenden Kammerorchester in Deutschland erworben hat und zunehmend internationale Beachtung findet. Obstfeld verfolgt mit der Kammerphilharmonie Amadé die Idee einer „Orchesterakademie“.